Helle Helle: Färseninsel

helleDie Ich-Erzählerin Bente hat es zufällig in ein kleines Kaff an die Küste Seelands verschlagen. Hier sitzt sie im Wartehäuschen einer Bushaltestelle. Da kein Bus mehr kommen wird, lässt Bente sich von John und Putte, zwei völlig Fremden, überreden, die beiden in ihr Haus zu begleiten, weil ein Unwetter vorausgesagt ist.
Bente bleibt nicht nur für eine Nacht, nein, sie nistet sich wie selbstverständlich bei John und Putte ein. Dabei will sie eigentlich weg vom Festland, will auf einer vorgelagerten Insel wohnen, um dort mit sich und ihrer Traurigkeit allein zu sein.
Für Bente ist dies nicht nur eine Flucht aus ihrer Ehe mit Bjørnvig, sondern mehr vor ihrem eigenen Ich und ihren seltsamen Anwandlungen, – all den kreativen Ideen, von denen sie keine zu Ende gebracht hat, oder vor ihrem Phlegma, das dazu geführt hat, dass sie in kurzer Zeit ein Müllchaos in ihrem Haus angerichtet hat…
Seltsamerweise klammern John und Putte sich geradezu an die Anwesenheit Bentes.
So gestalten die drei ihren Alltag zusammen, als sei dies schon immer so gewesen.
Als John wegen einem Unfall im Krankenhaus liegt und Putte dort bei ihm bleibt, ist Bente allein im Haus, arrangiert sich mit Nachbarn und Puttes Arbeitgeberin und erledigt alles, was notwendig ist.

In Einschüben und eher beiläufig sickert Bentes problembehaftete Vergangenheit durch. Ebenso lesen wir nur so nebenbei von dem vergangenen Unglück mit Puttes Mutter.

In den detailliert geschilderten Handlungen bleibt Helle Helle ihrem unverkennbaren Stil treu: Im Gewöhnlichen, Unwichtigen, das sie in den Mittelpunkt rückt, spiegelt sie gleichsam das Agieren ihrer Figuren wider: Alltägliches füllt Lebensraum und Zeilen, Probleme und Belastendes bleiben unterdrückt, wobei man beim Lesen das Unausgesprochene immer wieder zu erahnen glaubt.

Alle Tragik bleibt sublim unter leichtfüßig daherkommender Heiterkeit und teils skurril anmutenden Aktionen verborgen.

Helle Helle: Färseninsel.
Dörlemann, Februar 2015.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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