Seit Cass von ihrem Vater hintergangen wurde, musste sie an den brutalen Spielen um Leben und Tod teilnehmen – das Finale aller die jährliche Gameshow, deren Gewinnern ein freies Leben in der weißen Zone versprochen wird. Nur dass Cass jetzt die Wahrheit kennt: Keiner der Sieger ist jemals in die weiße Zone gekommen, stattdessen werden sie nach der Siegesfeier getötet. Ob man die Arena überlebt oder nicht, am Ende stirbt jeder, der sich für die Gameshow qualifiziert hat.
In der Hoffnung, das kranke System zu stürzen, sichert Cass den Rebellen in der Roten Zone ihre Unterstützung zu, auch wenn deren Plan mit dem Leben ihrer treusten Freunde spielt: Jax und Enzo sollen ins Finale geschleust werden, um ihre eigene Hinrichtung per Livestream an die ahnungslose Welt zu übertragen.
Währenddessen hat Cass mit ihren eigenen Erinnerungen zu kämpfen, die von ihrer Mutter so manipuliert wurden, dass sie von Dingen weiß, die sie nie erlebt hat – Informationen, die die Rebellen zum Sieg führen könnten. Nur: Wem kann man noch vertrauen, wenn nicht einmal die eigenen Erinnerungen echt sind? Cass muss sich entscheiden, ob sie bereit ist, alles für eine bessere Welt zu riskieren.
Normalerweise muss man bei einem zweiten Band immer erstmal reinkommen, gerade wenn die Erscheinungstermine über ein halbes Jahr auseinander liegen. Hier hingegen taucht man sofort wieder in die Welt von Cass ein.
Im Gegensatz zum ersten Band entwickelt sich die Geschichte hier in eine etwas individuellere Richtung: Das sehr Hunger Games anmutende Setting wird nicht zuletzt dadurch gebrochen, dass Cass nicht länger aktiver Teil der grausamen Spiele ist, sondern ihren Freunden lediglich dabei zusieht – eine spannende Entscheidung, die erstaunlicherweise gut funktioniert.
Es kommt zur Auflösung von Verschwörungen und Lügen, die viel weitreichender sind, als Leser und Charaktere erwarten, was „Gameshow“ als selbstständiges Konzept guttut. Die Gier und die Abgründe der menschlichen Psyche werden hier einmal mehr für Unterhaltungsliteratur erstaunlich tiefgründig beleuchtet.
Allerdings muss gesagt werden, dass man den Stempel „Jugendbuch“ hier nicht leichtfertig setzen sollte: Es ist sehr grausam, mitnehmend und das Ende ist für meinen Geschmack zu traurig mit zu vielen Toten. Wenn jugendlich, dann bitte 17/18. Zwar kommt Cass am Ende ziemlich unbeschadet davon; sie ist keine Katniss aus „Tribute von Panem“ und keine Pippa aus „A Good Girls Guide To Murder“ mit posttraumatischer Belastungsstörung – dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Stoff von zu jungen Menschen gut verarbeitet werden kann.
All diese negativen Gedanken zum Buch mal beiseitegelassen: Was soll ich sagen? Ich habe es verschlungen, ich habe es geliebt und beim traurigen Ende gehasst – aber das geht ohnehin nur bei Büchern, die man liebt, oder?
Franzi Kopka: Game Show 02: Das Versprechen von Glück.
Sauerländer, Oktober 2023.
428 Seiten, gebundene Ausgabe, 19,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.