Als Hazel geboren wird, haben ihre Eltern bereits zwölf Kinder, die sie kaum ernähren können. Traditionell wird das dreizehnte Kind einem Gott geweiht. Merrick, der Gott des Todes, erscheint auch zu ihrer Geburt und nimmt die Patenschaft an. Dann jedoch hört sie nichts mehr von ihm. Zwölf Jahre lang scheint er sie einfach zu ignorieren, dann taucht er plötzlich auf und nimmt sie mit in ein Zwischenreich. Dort lässt er sie mit einem Haufen Bücher über Heilkunst zurück und wieder vergeht ein Jahr.
Hazel ist inzwischen eine gut belesene Heilerin und noch etwas kommt ihr zugute: Wenn sie einen kranken Menschen berührt, kann sie erkennen, womit sie ihn heilen kann. Allerdings kann sie auch erkennen, wenn er nicht mehr geheilt werden kann oder soll und dagegen darf sie sich niemals auflehnen, wie sie sehr schmerzhaft erfahren muss.
Ihr guter Ruf als Heilerin verbreitet sich über das Königreich und so wird sie eines Tages auch zur kranken Königsfamilie gerufen. Dort gerät sie mitten in Palastintrigen und selbst, dass sie den König vor dem Tod bewahrt hat, wird sie nicht retten, wenn sie sich zu tief hineinziehen lässt.
Der Roman von Erin A. Craig lässt sich angenehm lange Zeit, die Geschichte zu erzählen, ohne jemals Längen zu haben. Ausführlich wird Hazels Kindheit mit den süchtigen Eltern ohne Liebe und den Geschwistern, die selbst ums Überleben kämpfen, beschrieben. Ich fand es auch sehr angenehm, dass dieses Thema nicht im luftleeren Raum verpufft, nachdem Merrick sie abgeholt hat, sondern sauber zu Ende geführt wird. Bereits sehr früh muss sie Entscheidungen treffen, auf die sie nicht vorbereitet ist, aber nur dadurch kann es ihr am Ende gelingen, die wirklich wichtige Entscheidung richtig zu treffen.
„Das dreizehnte Kind“ ist gemächlich, aber spannend erzählt und war einmal ein Buch, bei dem ich das Ende so richtig, richtig befriedigend fand.
Das Buch ist vom Verlag als Jugendbuch ab 14 ausgewiesen. Beim Verschenken sollte man jedoch wissen, dass es um Tod und Verlust geht und nicht nur bei Figuren, die gerade erst aufgetaucht sind. Merrick und die anderen Götter treffen Entscheidungen darüber, wer leben und wer sterben soll, sie wägen Leben gegen Leben ab und maßen sich an, zu wissen, welches Leben weitergehen darf und welches nicht. So gut ich das in den meisten Fällen nachvollziehen konnte, und auch verstehe, dass gerade beschrieben wird, dass es sich um Götter handelt und die Menschen mit diesen Entscheidungen durchaus hadern, bekomme ich doch leichte Schnappatmung dabei, wenn ich im Nachhinein so drüber nachdenke.
Trotzdem ein lesenswertes Buch einer Lebensgeschichte, die von den Göttern geschrieben sein sollte und doch selbstbestimmt war.
Erin A. Craig: Das dreizehnte Kind
Aus dem englischen übersetzt von Marc Alaoui
Ullstein Jugendbuch, 10 / 25,
672 Seiten, gebundenes Buch, 19,99 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.
