Eine Serie bizarrer Selbstmorde erschüttert Stockholm. An unterschiedlichen Orten der schwedischen Hauptstadt nehmen sich Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Schichten auf grausame Art das Leben. Allen gemeinsam ist, dass sie die düstere Musik des geheimnisvollen Interpreten „Hunger“ auf alten Musikkassetten hören, während sie sich umbringen. Obwohl sich schnell herauskristallisiert, dass „Hunger“ die zentrale Figur ist, die hinter den Selbsttötungen steckt, weiß niemand, wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt.
Kriminalkommissar Jens Hurtig, in der Victoria-Bergmann-Trilogie noch der Kollege der ermittelnden Beamtin Jeanette Kihlberg, muss, frisch aus dem Urlaub zurückgekehrt, in der Selbstmordserie ermitteln. Hurtig ist in doppelter Hinsicht von diesem Fall belastet. Sein bester Freund Isaak Swärd arbeitet in dem Projektzentrum „Lilja“ mit Jugendlichen und kannte durch seine Arbeit einige der Toten. Hurtigs Schwester beging Selbstmord, als er noch ein Kind war. Die Ermittlung bringt ihn schnell an die Grenze seiner psychischen Belastbarkeit.
Mit ihrer Victoria-Bergman-Trilogie sorgten die beiden schwedischen Autoren Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist von 2010 bis 2012 unter dem gemeinsamen Pseudonym Erik Axl Sund in ihrer Heimat für Aufsehen. Die drei Romane „Krähenmädchen“, „Narbenkind“ und „Schattenschrei“ waren auch auf dem deutschen Buchmarkt ein Sensationserfolg und wurden von der Presse geradezu euphorisch gefeiert.
„Scherbenseele“ ist der erste, in sich abgeschlossene Teil der neuen Kronoberg-Trilogie. Die Grundstimmung in diesem Roman ist noch düsterer und depressiver als in der Victoria-Bergmann-Reihe.
War es bei den Romanen um Victoria Bergmann schon phasenweise schwierig, dem verschachtelten Plot zu folgen, ist der Leser in „Scherbenseele“ schnell überfordert.
In meist nur wenige Seiten umfassenden Kapiteln springen die Autoren zwischen den Figuren hin und her. Bei der Menge der unterschiedlichen Perspektiven fällt es schwer, den Überblick über die teils verworrene Handlung zu behalten und sich auf die Figuren einzulassen, die meist blass und ohne Tiefe bleiben.
Auch ärgert im Verlauf der Geschichte die klischeehafte Darstellung der Metalszene, deren Anhänger durchgängig als Satanisten dargestellt werden. Durch die vielen zufälligen Zusammentreffen und Überschneidungen in den Bekanntschafts- und Verwandtschaftsverhältnissen der Figuren wirkt die Handlung darüberhinaus konstruiert und unrealistisch.
Fazit: Düsterer, aber unrealistischer und überkonstruierter Thriller, der durch seinen verwirrenden Plot viel an Spannung einbüßt. Kann man lesen, muss man aber nicht.
Erik Axl Sund: Scherbenseele.
Goldmann, September 2015.
416 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.