Nach seinem Hochschulabschluss betätigte sich Dan Brown als Sänger, Liedermacher und Lehrer bevor er sich Mitte der Neunziger als Schriftsteller versuchte und u.a. mit seinem Thriller „Diabolus“ vorerst nur kleinere Verkaufszahlen erzielte. Mit „Sakrileg“, seinem zweiten Buch um die Abenteuer von Professor Robert Langdon, gelang ihm 2003 schließlich der große Durchbruch.
„Inferno“ ist nun Robert Langdons vierter „Fall“.
In „Inferno“ erwacht Langdon ohne Erinnerung an die letzten Tage in einem Krankenhaus und muss schließlich feststellen, dass er sich nicht mehr im heimatlichen Harvard, sondern in Florenz befindet. Er wird von beängstigenden Visionen geplagt, die ihn zum „Suchen und Finden“ auffordern. Genau das versucht er dann auch zu tun und so jagt er auf der Suche nach einer schrecklichen Gefahr, die er aber aufgrund seiner Amnesie nicht benennen kann, von Hinweis zu Hinweis. Zuerst durch Florenz, später durch Venedig und Istanbul. Dabei wird er von einer geheimen Organisation verfolgt, die ihm nach dem Leben zu trachten scheint und kommt den Machenschaften eines genialen Wissenschaftlers auf die Spur, dessen Pläne die gesamte Menschheit gefährden. Am Ende aber ist alles doch etwas anders als es anfangs schien.
Langdons Suche ist, ähnlich wie in „Sakrileg“, wieder eingebunden in die Kulturgeschichte der Städte, die er bereist. So entsteht ein leicht zu lesendes, spannendes Buch, das Lust macht auf Geschichte und Kunst. Ähnlich wie die Schauplätze von „Sakrileg“, die nach Erscheinen des Buches wahre Pilgerscharen anlockten, dürfte sich auch Florenz in Zukunft über „Inferno“-Fans freuen, die auf den Spuren des Thrillers wandeln wollen. Ebenso wird Dantes „Göttliche Komödie“ neue Leser finden.
Genauso wie bei „Sakrileg“ sollte man auch hier bei der Rubrik „Fakten“ einfangs des Buchs vorsichtig sein. Ob es diese weltweit agierende Organisation wirklich gibt, die die Wahrheit für gut zahlende Organisationen, Regierungen und Personen nach Gutdünken manipuliert? Jedenfalls sollte man durch das Lesen des Werks nicht zum Verschwörungstheoretiker mutieren, wenn auch diverse Problematiken, die der Thriller zum Inhalt hat – z.B. die Überbevölkerung (s. z.B. unter Wikipedia „Bevölkerungsentwicklung“) und die Gefahren der Genmanipulation – durchaus real sind.
Die Handlung selbst hat einige logische Schwächen, die aber zugunsten des Lesevergnügens und der Spannung, die ständig aufrecht erhalten wird, m. E. nicht wirklich ins Gewicht fallen.
Das Buch ist sicherlich jedem zu empfehlen, der schon an „Sakrileg“ Gefallen gefunden hat und sich einfach spannend und mit interessanten Einblicken in die europäische Kulturhistorie unterhalten lassen will.
Dan Brown: Inferno.
Bastei Lübbe, Mai 2013.
688 Seiten, Gebundene Ausgabe, 26,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Pia Konle.