Australien, 1921: Als die Farm ihres Ehemannes in Flammen steht, flieht Jessie mit ihrem Neugeboren auf dem Arm in die Wildnis. Doch bald wird klar, dass ihre Hände in Blut getränkt sind und sie selbst den Mann erschlagen hat. Sie begräbt das zu früh geborene, aber lebende Kind und zieht sich ins Outback zurück. Entkräftet von der Geburt, bricht sie bald an einem Flussufer zusammen und wird von einem alten Ehepaar aufgesammelt. Dabei muss sie doch eigentlich fliehen, dann bald werden sie nach ihr suchen und diesmal keine Gnade walten lassen.
Erzählt wird dieser Roman, äußerst ungewöhnlich, von Jessies namenlosen Säugling aus dessen Grab heraus. Allein dieser Umstand bedrückt und das ist auch ein Wort, um den ganzen Roman zu umschreiben. Bedrückend, aber ungemein fesselnd. Obwohl die Geschichte nicht immer das blühende, actionreiche Leben ist, möchte man den Roman kaum aus der Hand legen. Jessies Schicksal berührt und obwohl sie von Anfang an auch mit all ihren Schattenseiten beschrieben wird, hat man Mitgefühl und Sympathie. Allein das ist schon eine schreiberische Leistung von Courtney Collins. Es gelingt ihr feinfühlig, die starke Frauenfigur zu charakterisieren und in all ihren Facetten darzustellen. Denn Jessie ist auch Pferdediebin, Mutter, Frau, Geliebte – alles in einer Person.
Und so entsteht ein toller, absolut lesenswerter Roman, der noch lange nachklingt, denn das Baby stellt viele Überlegungen über das Leben an und regt so zum Nachdenken an. Man kann sich dieser interessant aufgebauten Geschichte nicht entziehen, auch wenn sie selbst in der Kürze einige wenige Längen aufweist. „Unbändig“ ist ein besonderes Buch, das Aufmerksamkeit verdient und viel mehr als nette Lektüre sein kann.
Ein toller Roman, den zu lesen es lohnt!
Courtney Collins: Unbändig.
Droemer, Oktober 2014.
320 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.