Leider kann ich nicht behaupten, dieses Buch verschlungen – und es übernächtigt, mit rotgeweinten Augen und zerrissenem Herzen – beendet zu haben.
Let’s face it: jedes Buch findet seine Leserschaft. Es ist eine Frage von Erwartungshaltung und Geschmack. Mir persönlich war die Handlung definitiv zu langatmig, null Spannungsversorgung. Da hatte ich bei Lobpreisungen wie „eine hypnotisierende Welt aus Trauer, Kunst und Selbstentdeckung“ (Emma Gannon) mehr erwartet.
Die Autorin schildert harte Realitäten eines Ausnahmezustands einer jungen Frau im Überlebensmodus und wir begleiten sie auf ihrer Reise zur Selbsterkenntnis. Dabei erforscht Chloë Ashby das Leben von Eve, die sich in Spiralen ihrer Selbstzerstörung dreht, schlechte Entscheidungen trifft, die ihr egal sind. Ihre Vergangenheit zerrt an ihr in Gestalt von Traumata, tiefer Trauer, Schuld und Depression und ihre Probleme tropfen dabei heraus. Doch dann verschmilzt diese Vergangenheit mit der Gegenwart und ihr Leben samt selbstzerstörerischem Drang gerät aus den Fugen. Gezwungen, sich dem traumatischen Ereignis zu stellen und sich ihrer Trauer und Schuld zu stellen, bevor sie sich selbst vollständig verliert.
Mit jeder Seite sickert Eve’s bewegte Haupthintergrundgeschichte durch, doch es war sehr schwer für mich, dranzubleiben. Denn das Erzähltempo war mir persönlich viel zu langsam und ich hatte das Gefühl, immer wieder in der Story zwischen allerlei ewig langen Beschreibungen (Essensresten, Abwasch, Belanglosigkeiten et cetera) steckenzubleiben und nicht weiterzukommen. Ebenso war es schwierig für mich, eine Verbindung zu Eve herzustellen.
Definitiv keine leichte Lektüre. Von mir haben die 381 Seiten jedenfalls zu viel Anstrengung gefordert, um der Storyline dauerhaft gebannt zu folgen. Daher gehöre ich vermutlich nicht so richtig zur Zielgruppe.
Chloë Ashby: Das Leben in Nuancen.
Aus dem Englischen übersetzt von Kerstin Winter.
Diana, November 2022.
384 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.