Cecilia Ahern: Flawed – Wie perfekt willst Du sein?, gelesen von Merete Brettschneider

Ist es jetzt eine Dystopie oder eine Utopie, die Cecilia Ahern uns hier entwirft? Die Menschen glauben, sie haben eine perfekte Welt geschaffen. Wer jemals eine Fehlentscheidung getroffen hat, dem wird die Möglichkeit genommen, weitere hinzuzufügen. Perfekte Menschen können in dieser Welt frei und glücklich leben, aber wehe, man macht einen Fehler. Dann wird man durch die „Gilde“ gebrandmarkt und ist verpflichtet, sich in allem an fest gefügte Regeln zu halten. Das betrifft die Ausgehzeit ebenso wie das Morgenmüsli. Celestine ist 17 und gehört zu den Glücklichen. Bis sie sich in einem Augenblick der Schwäche dazu hinreißen lässt, einem „Fehlerhaften“ im Bus zu helfen. Das gilt in ihrer Welt als Fehlentscheidung, weil die Fehlerhaften ja eben Verbote haben, weil sie fehlerhaft sind und zu Fehlentscheidungen zu neigen. Dazu kommt, dass Celestine sofort nach ihrer Verhaftung in die Mühlen der Politik gerät. Sie wird zum Spielball der Gilde, die schon dabei ist, an Macht einzubüßen. An ihr wird ein Exempel statuiert und schon ist es vorbei mit dem glücklichen Leben.

Die Geschichte an sich ist ganz niedlich, sicher auch hochaktuell, es erinnert mich gerade an einen ZEIT-Artikel über Idole von dieser Woche. Da war auch die Rede davon, warum Promi-Bashing zum Ausdruck unserer Zeit werden konnte. Makellosigkeit bis hin zu überhöhten, unrealistischen Vorstellungen. Aber, Celestine geht einem echt auf den Wecker. Die ganze Zeit beton sie ihr mathematisches und logisches Genie, ohne jemals etwas davon zu zeigen. Sie braucht länger als der Zuhörer, um dahinterzukommen, dass sie nur benutzt wird. Außerdem scheint ihre angeblich so logische Ader dazu zu führen, dass ihre Sozialkompetenz noch geringer als meine ist. Ständig lässt sie sich belügen und betrügen und versucht, Menschen mit Logik zu durchschauen. Das kann nicht funktionieren. Es ist zwar eine Möglichkeit, die Taten der Menschen nach ihren Absichten zu interpretieren, dass passt aber wenig zu der 17-jährigen, die bis zu ihrer eigenen Fehlentscheidung felsenfest davon überzeugt war, in einer tollen Welt zu leben.

Ich habe den zweiten und letzten Band der Reihe schon hier liegen und werde ihn auch lesen, aber trotz professionel gutem Schreibstil von Cecilia Ahern und dem guten Vortrag von Merete Brettschneider bin ich der Ansicht, dass aus dem Thema mehr hätte gemacht werden können.

Cecilia Ahern: Flawed – Wie perfekt willst du sein?, gelesen von Merete Brettschneider.
Argon Verlag, September 2016.
2 mp3-CDs, 11,49 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.