Der Titel des Gedichtbandes von Andreas Unterweger hat mich neugierig gemacht: „Ein Haus ohne Türen“. Was finde ich in den Räumen?
Das Band beginnt mit dem Zitat „Wenn man schreibt, gehen die Türen nicht zu“ von Alfred Kolleritsch, Begründer der österreichischen Literaturzeitschrift ‚manuskripte‘. Er starb 2020. Andreas Unterweger übernahm die Literaturzeitschrift als Herausgeber.
Die Gedichte und Textfragmente von Andreas Unterweger laden ein – zu einer spannenden Reise. Auf dieser Reise begegnen mir starke und leise Wortbilder. Ich treffe auf Wortspiele. Auf Sprachbilder – einer Melange aus Begegnungen in anderen Ländern, Melancholie, Humor, Selbstironie, Beobachtung.
„Deine Haarsträhne die dir wie ein Schrägstrich immer wieder ins Wort fällt“.
„Der Stein, den du ins Wasser wirfst
zieht Verse
über nichts als Kreise“.
Oftmals geht es in den Gedichten um Begegnungen. Um Beziehungen. Wie nah sich unterschiedliche Emotionen in einem Beziehungshaus treffen könn(t)en. Sind es Beziehungen, die niemals zustande kommen. Oder Begegnungen, die zu schnell zu Ende gehen.
„Immer schaffte ich es dann am Ende doch nie,
dir zu sagen, was ich für dich nicht empfand –
aber etwas muss man doch auch nicht sagen
(hieße nichts nicht sagen denn nicht: sprechen?),
und so: brach ich also unser schönes Schweigen
erst, als die Straßenbahn in die Station einfuhr
und du wegen ihres Lärms nichts hören konntest.“
Der Grazer Literaturverlag Droschl, in dem das Gedichtband erschien, widmet sich der Gegenwartsliteratur und insbesondere innovativer Erzählweisen.
Das Buch von Andreas Unterweger ist inspirierend. Es öffnet definitiv eine Tür, mehr von dem Autor zu lesen.
Andreas Unterweger: Haus ohne Türen.
Literaturverlag Droschl, Februar 2025.
128 Seiten, Hardcover, 21,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Brigitte Krech.
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