Im 13. Jahrhundert gelangt ein Wanderer in eine Burg, der Burgherr spürt das Geheimnis auf, dass sich in dem seltsamen Karren verbirgt. Nichts weniger als den Stein der Weisen trägt der Alchemist John Scoro durch Europa. Der Burgherr lässt sich damit eine goldene Rüstung fertigen, aber das Gold ist verflucht und lässt jeden in seiner Nähe erkranken und sterben.
Im 21. Jahrhundert findet Hendrik Busske, junger Schnösel aus der Finanzwelt, in Zürich ein geheimnisvolles Buch über den Stein und die goldene Rüstung. Er muss es haben, um jeden Preis – also stielt er es, als es sich als unverkäuflich erweist. Er verliert es wieder, aber die Berührung hat Spuren hinterlassen. Henrik hat großen Erfolg mit seinem Seminar und macht sich als Berater selbstständig. Obwohl eigentlich nichts dafür spricht, ist er erfolgreich, erfolgreicher, als er sich jemals hätte vorstellen können und dass trotz eher unausgegorener und Aus-dem-Bauch-Ideen (wie ich fand). Eines Tages wir die goldene Rüstung gefunden. Die alte Faszination für die Geschichte ist bei Hendrik sofort wieder da. Er reist gemeinsam mit seinem Bruder Adalbert, auch nicht unerfolgreicher Physiker in CERN, nach Zürich, weil er die Rüstung unbedingt selbst sehen (und Adalbert sie untersuchen) will. Dabei geraten die beiden in die ganze Geschichte um den Stein der Weisen und die Rüstung, die beide seit Jahrhunderten vom Deutschritterorden bewacht und behütet werden, weil sie viel zu gefährlich sind, um in einfache menschliche Hände gelangen zu dürfen.
Einen schönen Genre-Mix hat Erfolgsautor Andreas Eschbach diesmal produziert. Zwischen der aktuellen Geschichte wird immer wieder ins Mittelalter geblendet, mir hat das gut gefallen, dass hier nicht nur die überlieferten Schriften herangezogen wurden, sondern, dass die Geschichte „vor Ort“ erzählt wurde (das nämlich genau das, was mir am Jesus-Video nicht gefallen hatte). Sehr geschickt aufgebaut fand ich, wie dem Leser schon sehr lange klar war, dass die Stein stark radioaktiv sein muss, man muss Ken Physikgenie sein, um sich über die superschwere der Kiste zu wundern und so bringt der Autor den mystischen Touch schon sehr früh ins Spiel – oder vielleicht den außerirdischen Turn, so ganz sicher war ich mir da bis zum Ende nicht.
Thema dieses Romans ist wohl die menschliche Gier. Die Gier nach dem Stein der Weisen, nach immer Mehr und Mehr, nach Unsterblichkeit, aber auch nach Vollkommenheit. Wie im guten Märchen führt die Gier ins Unglück und das Widerstehen ins Glück. Das klingt einfach, ist hier aber gut umgesetzt. Mir war auch die Geschichte des Hendrik Busse nicht zu langatmig oder umständlich beschrieben, ich fand ihn weder durgängig unsympatisch, noch besonders gierig. Höchstens ein bisschen faul und einfach gestrickt.
Wie auch die anderen Eschbach-Romane ist das Hörbuch von Matthias Köberlin gelesen, der sich meiner Meinung nach von Buch zu Buch ein wenig steigert. Das hier ist eine solide Lesung ohne stimmliche Höhen oder Tiefen, aber er trägt so vor, dass man gerne dabei bleibt.
Fazit: Auf das Hörbuch muss man sich einlassen, dann wird einem ein Buch geboten, dass drei oder vier Genres in sich vereinigt, manche unerwartete Wendung bietet und einen am Ende etwas ratlos zurücklässt. Ratlos ist am Ende eines Buches aber eigentlich immer gut, ratlos heißt nämlich, dass noch was zum Nachdenken geblieben ist.
Andreas Eschbach: Teufelsgold, gelesen von Matthias Köberlin.
Lübbe Audio, September 2016.
8 CDs, 15,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.