Graeme Simsion: Das Rosie-Projekt, gelesen von Robert Stadlober

donDon Tilman hat im Leben viel erreicht. Er ist ein anerkannter und erfolgreicher Genetikprofessor und hat sein Leben auch sonst wissenschaftlich durchorganisiert. Was läge also näher, als auch die Suche nach einer passenden Ehefrau mit der ebenso gewohnten wie bewährten Akribie anzugehen? Bei Don Tilmann sieht das so aus: Man mache ein Brainstorming mit sich selbst über gewünschte und nicht-gewünschte Eigenschaften der zukünftigen Ehefrau. Anhand der Ergebnisse entwerfe man einen Fragebogen (16 Seiten) und vergesse auch nicht, einige knifflige Fragen einzufügen, um die Ehrlichkeit zu prüfen. Diesen Fragebogen sende man dann als infrage kommende Kandidatinnen und stelle ihn zusätzlich ins Internet. Aus den Rückläufern braucht man die ideale Ehefrau dann nur noch auszuwählen. Es liegt im Charakter Don Tilmans, dass er verblüfft ist, wenn einige der Frauen wenig begeistert reagieren. Die Krönung schafft er bei Speed-Dating, als sein Gegenüber bereits nach der ersten Frage nicht mehr in Frage kommt und er ihr das auch mit dem Vorschlag mitteilt: „Wir können uns den Rest der Minute ja über interessante Dinge unterhalten.“

Dann tritt Rosie in sein Leben. Rosie kommt von Anfang an als zukünftige Ehefrau nicht infrage. Trotzdem gelingt es ihr, auf sehr charmante Weise Dons Leben umzukrempeln. Für Rosie weicht Don von ehernen Prinzipien ab und sogar sein streng reglementierter Zeitplan ist nicht länger Gesetz.

Robert Stadlober verschafft uns 5 CDs lang einen Einblick in das Innenleben des so intelligenten und doch sozial so inkompetenten Don Tilman und es macht 5 CDs lang einfach nur Spaß, ihm zuzuhören. „Ich bin neununddreißig Jahre alt, groß, durchtrainiert und intelligent, mit relativ hohem gesellschaftlichem Status und überdurchschnittlichem Einkommen als Assistenzprofessor. Gemäß den Gesetzen der Logik sollte ich für eine ganze Reihe von Frauen attraktiv sein. Im Reich der Tiere würde ich mich erfolgreich vermehren.“ – und man glaubt es ihm einfach, diesem Don Tilman.

Das Rosie-Projekt erzählt warmherzig, lustig, ironisch, jedoch nie verletzend über die Schwierigkeiten und Höhenflüge des Andersseins und über die Veränderung eines Menschen, die man am Anfang niemals für glaubhaft erzählt möglich gehalten hätte.

Fazit: Unglaublich anders, unglaublich faszinierend, unglaublich schön.

Graeme Simsion: Das Rosie-Projekt, gelesen von Robert Stadlober.
Argon Verlag, Dezember 2013.
5 CDs, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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