Debbie Tung: Quiet Girl

Debbie ist ein stilles Mädchen. Sehr lange dachte sie, etwas würde mit ihr nicht stimmen. Während jeder in ihrer Umgebung Gesellschaft mag, liebt sie die Stille mit einem Buch und einer Tasse Tee. Die Regentage alleine lesend auf der Couch zu verbringen, sind ihre liebsten Tage. Sie traute sich nie, dies anderen zu sagen.

Sie wird älter und nicht weiser, findet in Jason einen guten Freund und wird mit ihm langsam erwachsen. Doch die liebgewonnene Einsamkeit mit ihren Büchern und kreativen Arbeiten passen nach wie vor am besten zu ihr.

Debbie versucht noch immer, sich so wie die anderen zu verhalten. Sie ist ansatzweise gesellig, ein bisschen laut und interessiert sich ab und zu für Gespräche und Späße. Sie will gemocht und anerkannt werden. Stattdessen verliert sie mehr und mehr ihre Sicherheit. Debbie wird immer unglücklicher, bis sie etwas ganz Wichtiges über sich herausfindet.

Die Autorin und Illustratorin Debbie Tung aus Birmingham schreibt teilweise über ihr Leben und stellt dies in prägnanten, klar strukturierten Bildern dar. Ihre schwarz-weiß Zeichnungen zeigen stilvoll und pointiert so manche Situationskomik. Und ebenso pointiert schreibt sie über witzige und peinliche Situationen. Viele kleine Geschichten über die introvertierte Debbie, übersetzt von Katharina Hartwell, fügen sich zu einer letztendlich großen Geschichte. Sie erzählt von einem ganz besonderen, feinfühligen Mädchen und einer heranwachsenden Frau, die sich noch ihre Nische im lauten, aufdringlichen Umfeld suchen muss.

Jason bewundert seine Freundin Debbie, weil sie sich extrem gut auf etwas konzentrieren kann. Ihr gradliniger Weg kennt keine Dellen oder Fehlversuche. Sie schafft mit leichter Hand jede Anforderung und wird von ihrem Chef schnell in eine führende Position versetzt. Insgeheim fühlt sie sich unterfordert und könnte viel mehr leisten, wenn sie allein und in Ruhe arbeiten dürfte.

Ihr Resümee spricht für sich: „Eine Zeit lang habe ich verzweifelt versucht, mich anzupassen. […] Ich habe versucht, mich über das zu unterhalten, was alle anderen interessiert. […] In diesen Momenten fühlte ich mich so einsam wie nie zuvor.“ (S. 158)

Die Komposition aus charmanter Grafik und gelungenen Textminiaturen macht Spaß, ein nicht alltägliches Thema näher kennenzulernen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man eher in- oder extrovertiert ist. Die Liebe zu schönen Büchern vereint.

Debbie Tung: Quiet Girl: Geschichten einer Introvertierten.
Aus dem Englischen übersetzt von Katharina Hartwell.
Loewe, Januar 2022.
184 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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