Chantal-Fleur Sandjon: Serienunikat

uniAnn-Sophie ist 21 und rebelliert gegen ihre Eltern und deren Vorstellung von ihrem Leben. Statt des heimischen Heidelbergs hat sie die Großstadt Berlin auserkoren als ihre Studienstadt. Dort ein Zimmer zu finden, gestaltet sich allerdings schwer. Kurzerhand gründet sie mit drei Unbekannten eine WG und findet auch noch eine passende Wohnung. Ihre Mutter ist auf hundertachtzig und will nur noch eins: Ann-Sophie nach Hause holen. Die wiederum beginnt endlich zu leben und sie selbst zu sein. Mit Hilfe einer Liste, die sie auf einer Party erhalten hat, verändert sie ihr Leben nach und nach.

Die Liste ist gar nicht so wichtig. Sie wird gegen Ende sogar eher im Schnellverfahren abgehakt. Es geht viel mehr ums Erwachsenwerden, ums individuell man selbst sein. So sein, wie ich sein will. Und das, obwohl wir nach Ann-Sophies Theorie alle Serienunikate sind. In Serie produzierte Unikate, deren Weg andere vorbestimmen. Dagegen wendet sich die junge Frau und sucht sich im Großstadtdschungel ihren eigenen Weg.

Chantal-Fleur Sandjon, selbst afro-deutscher Abstammung, fängt ein besonderes Großstadt-Lebensgefühl ein. Mit einem Mix aus Deutsch und Englisch in der verwendeten Jugendsprache gelingt es ihr, sehr authentische Figuren zu zeichnen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ann-Sophie hat sich gerade erst losgelöst von ihren Eltern und studiert trotzdem auf deren Wunsch Pharmazie, um einmal in der elterlichen Apotheke mitzuarbeiten. Ihre Freundin Sabine kommt auch aus dem kleinen Kaff bei Heidelberg, lebt aber schon länger in Berlin und verbringt die meiste Zeit gemeinsam mit ihrem Freund, der nur Loverdude genannt wird, auf Parties. WG-Mitbewohnerin Catchy ist afro-deutscher Abstammung und eine Rebellin durch und durch. Mitbewohner Monk lebt alternativ und vegan, bringt drei Tiere mit in die WG. Und Stefan … nun ja, der ist einfach Stefan und macht sein eigenes Ding und sorgt damit immer wieder für Überraschungen. Viele Aspekte vom Großstadtleben fängt die Autorin mit ihrem Roman ein.

Wer dabei ein immer spannendes Werk erwartet, ist hier falsch unterwegs. Denn Ann-Sophie lernt, dass auch Stillstand und Meditation wertvoll sein kann. „Serienunikat“ scheint ein Buch zu sein für alle jene Leserinnen ab 16 Jahren, die selbst auf der Suche sind zwischen zig Gleichaltrigen ihren eigenen Weg zu finden.

Chantal-Fleur Sandjon: Serienunikat.
script 5, März 2014.
320 Seiten, Taschenbuch, 14,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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