Niels Birbaumer, Hirnforscher aus Tübingen, stellt die neusten Erkenntnisse seiner Hirnforschung vor. Und das macht er auf ausgesprochen verständliche Art und Weise. In mehreren Kapiteln beschreibt er die Wandlungsfähigkeit des Gehirns, das seiner Ansicht nach noch in jedem Alter verändert werden kann. Diese Erkenntnis an sich ist nicht ganz neu, ist sie doch bekannt als der evolutionstechnische Vorteil des Menschen – er kann sich an jede Umgebung anpassen durch die Anpassungsfähigkeit seines Gehirns. Aber Birbaumer untermalt das mit spannenden Beispielen aus seiner Praxis.
Der größte Teil des Buches beschäftigt sich mit Birbaumers Untersuchungen an Locked-in-Patienten. Er entwickelte eine Methode, um mit diesen Patienten kommunizieren zu können und stellt die Frage nach einem erfüllten Leben damit auf den Kopf.
Die Folgen von Schlaganfall, Parkinson, Depression oder Angsterkrankung lassen sich nach Ansicht von Niels Birbaumer durch gezieltes Lernen oft besser bekämpfen als mit Medikamenten. Sogar ein Psychopath kann durch Gehirntraining Mitgefühl entwickeln. Die Möglichkeiten, die die Lernfähigkeit des Gehirns bietet, werden seiner Meinung nach bei Weitem nicht ausgeschöpft.
Leider sagt der Autor nur sehr wenig darüber, wo betroffene Patienten diese Hilfe bekommen können. Ich mag mich täuschen, aber während der Lektüre verließ mich das Gefühl nicht, dass es noch eine ganze Zeit dauern wird, bis die Umsetzung dieser Erkenntnisse klinischer Alltag werden wird.
Fazit: Es war nicht das Buch, das ich nach dem Klappentext erwartet hatte, aber es war eine spannende und faszinierende Reise in eine Welt, die mir noch völlig unbekannt war.
Niels Birbaumer: Dein Gehirn weiß mehr als Du denkst.
Ullstein, April 2014.
272 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.