Die Mary-Jane Wellington ist ein alter, zerbeulter Raumfrachter, dem man sein Alter ansieht. In der wechselvollen Geschichte hat die Crew von John Donovan so manche Gefahren überstanden, doch jetzt ist die Lage wirklich Prekär.
Ihr Capitän hat bei einem etwas, na gut, einem mehr als zwielichtigen Geschäftsmann ein Darlehen aufgenommen, das nun zur Rückzahlung ansteht. Wenn Donovan die 20.000 nicht binnen 20 Tage zurückzahlt, wird erst die Crew, dann ihr Captain erschossen!
Solcherart motiviert sucht das Schiff nach einer neuen Fracht – und findet diese in einigen Passagieren, die der Bedrohung durch die Peko-Piraten zum Trotz nach Heaven´s Gate wollen – und bereit sind, dafür viel zu bezahlen.
Dass ihre Passagiere so ihre Geheimnisse haben, ahnt die Crew beim Aufbruch noch nicht – dies erweist sich als fatal, denn, wie fast schon erwartet, gibt es Schwierigkeiten, letzteres groß geschrieben.
So finden sich Crew und Passagiere durch die Terroristen bedroht, ein Menschenfresser hat sich ebenso eingeschlichen wie ein Finanzbetrüger und Kopfgeldjäger – und dann wird die Mary-Jane noch von den Peko gejagt …
In der guten alten Zeit hätte man vorliegenden Plot als Space Opera verkauft. Die Crew eines Seelenverkäufers hält sich und ihr Schiff mühsam über Wasser, und erlebt dabei haarsträubende Abenteuer. Neben den Weiten des Alls, den Gefahren der exotischen Planeten warten Verbrecher, Rebellen und Kopfgeldjäger auf unsere Helden. Das ist vom Ansatz her bekannt, so dass der Autor seiner Handlung noch die Frontiersmen beigegeben hat. Als einer dieser aufrechten Männer – und Frauen – die mit dem Schießeisen am Gürtel für Recht und Ordnung in einem weitgehend rechtsfreien Raum an den Grenzen der menschlichen Hegemonie sorgen begegnet uns der Capitän der Mary-Jane. Das ist ein mutiger Mann, der für seine Überzeugungen einsteht, der bereit ist Verantwortung zu übernehmen und den Bösen das Fürchten zu lehren.
Natürlich wirken die Auseinandersetzungen, die wir so aus unzähligen Western kennen, überzeichnet, sind die Gestalten persifliert, agieren die Personen schematisch und ist die Handlung in sich unlogisch – aber gerade deshalb, weil der Autor sich und seinen Plot nicht immer ganz ernst nimmt, hat der Text durchaus seinen Unterhaltungswert.
So passiert unheimlich viel, das Tempo ist hoch, die dramatischen Ereignisse überschlagen sich förmlich, so dass Langeweile ein Fremdwort ist. Das ist klassisch angehauchte Action-SF, stilistisch auf Heftromanniveau aber eben auch durchaus packend und kurzweilig zu lesen.
Wes Andrews: Frontiersmen 01: Höllenflug nach Heaven’s Gate.
Bastei Lübbe, September 2015.
416 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.