Der britische Autor Tim Glencross nimmt in seinem überzeugenden Debütroman „Barbaren“ die englische Oberschicht am Ende der Blair-Ära aufs Korn. Die Vertreter aus Politik, Kunstwelt und Wirtschaft kommen darin allesamt schlecht weg. Sie lügen und lavieren sich durchs Leben, sie gehen über Leichen, um ihre beruflichen Ziele zu erreichen.
Die einzig sympathische Figur in dem 400-Seiten-Schmöker ist die haltlose Dichterin Buzzy, die verzweifelt versucht, Anschluss an die Welt der Großen zu erhalten, von diesen aber in der Regel nur als Randfigur wahrgenommen wird. Eingeführt wird sie humorvoll auf einer Party, wo sie von heftigem Durst gepeinigt eine Bierflasche leertrinkt, die aber leider ein bedeutendes Kunstwerk von Damien Hirst war. Das trägt ihr das Hausverbot des Gastgebers ein.
Mit dieser Szene macht der Autor bereits die kritische Grundhaltung des gesamten Romans zur Welt des schönen Scheins deutlich, mit der die Mächtigen sich umgeben. Er weitet diese Haltung auf Politik und Finanzwelt aus, wo Menschen Statements zu Dingen abgeben, von denen sie gar keine Ahnung haben. Als deutscher Leser kommt einem dabei der Verdacht, dass viele Aussagen dieses Romans auch über England hinaus ihre Gültigkeit haben.
Man kann dieses Buch allerdings nicht mal eben zwischendurch lesen. Auch wegen des zum Teil komplizierten Satzbaus ist volle Konzentration nötig.
Tim Glencross: Barbaren.
Berlin-Verlag, August 2015.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.