In relativ kurzer Zeit (weniger als ein Jahr) liegt mir nun der dritte Schweres Roman vor. Nach „Die Abtaucher“, „Die Abräumer“ nun „Die Abdreher“. Alle drei Storys überzeugen durch genaues Hinsehen und Lokalkolorit. Durch auf den Punkt gebrachte schlitzohrige Analysen der Gegenwart in den Ballungsräumen, hier am Beispiel Dortmund, und durchaus differenzierte Sichtweisen der Nazi-, Flüchtlings – und Einwanderungspolitik in unserem Land; und dass Thomas Schweres sich nicht scheut, die ausländischen Banden- und Mafiastrukturen als das was es ist zu entlarven: mörderisches Verbrechertum! Im neuen Fall dreht es sich um IS Terrorismus und um jene, die dabei oder daraus noch in Deutschland Kapital zu schlagen versuchen. Interessenskollisionen international operierender Schweine. Schweres hat es bisher immer verstanden, die großen Konflikte des Landes auf ein (Dortmunder) Mikrokosmos runter zu brechen. Und wir freuen uns wieder über die mittlerweile bekannten Protagonisten (mal gegeneinander –mal miteinander ) Kommissar Schüppe und den Reporter Tom Balzack. Dass er dabei mal überdreht (nicht abdreht) liegt an der Thematik: so viel Scheiße wie im Moment läuft, ist schwer zusammenzuhalten und so muss man schon höllisch aufpassen, nicht gleich den Faden (oder die Fäden) zu verlieren. Denn auch das Privatleben der handelnden Personen wird detailreich beschrieben. Und man wundert sich immer wieder, wer da mit wem, und wer vorher ein Mann war und jetzt nicht mehr und wer die Seite gewechselt hat, aber das nur als Lockvogel. Also Fazit: Thomas Schweres muss aufpassen bei der Geschichte zu bleiben und nicht den Weltzustand zu beschreiben in dem er in der Dortmunder Nordstadt eine Miniaturkatastrophenszenario aufbaut und so die Rettungsformel für das große Ganze erfindet!
Thomas Schweres: Die Abdreher.
Grafit, März 2016.
288 Seiten, Taschenbuch, 11,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.