Helene Flood: Die Psychologin

Das Buch wurde von der norwegischen Psychologin Helene Flood geschrieben, die in Oslo lebt, wo auch die Geschichte spielt – in einem freistehenden Haus mit Blick über Oslo. Ich freue mich schon jetzt auf die geplante Verfilmung, da ich bereits beim Lesen dieses Thrillers fast kein Lesezeichen gebraucht habe. Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Seite um Seite wurde ich so sehr gepackt, dass ich gänzlich in der Story versunken war und beinah vergessen habe, ein Buch zu lesen. Denn es ist geradezu hemmungslos unterhaltsam und spannend noch dazu. Wann findet man so etwas schon einmal?

„Die Psychologin“ hat mir durch die Domestic Noir-Atmosphäre atemlos-intensive Lesestunden beschert – wobei es kein aufregend-rasanter, actiongeladener Thriller ist, sondern typisch skandinavisch, eher zart und leise daher kommt, tiefgründig und beeindruckend. Dabei gewährt uns die Autorin Einblicke in das Eheleben von Sara und Sigurd, ihre Emotionen und auch in Saras tiefe Einsamkeit. Obwohl mich Rückblenden sonst nicht wirklich reizen, habe ich die eingeflochtenen Erinnerungen und Träume sehr genossen, um mehr über die Vergangenheit der beiden zu erfahren und das Rätsel zu lösen. Weiterlesen

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Nathalie Stüben: Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens

Es gibt viele Möglichkeiten, Abhängigkeit zu intellektualisieren und zu ästhetisieren, meistens versucht man aber, damit einer unbequemen Wahrheit aus dem Weg zu gehen.“ Daniel Schreiber in seinem Buch Nüchtern (Zitat S. 52)

Alkohol, das Accessoire der Erwachsenen? Ich persönlich finde es absurd, dass man sich manchmal noch immer in Gesellschaft (Familie, Freunde, Kollegen) rechtfertigen muss, wenn man keinen Alkohol trinkt. Die Blicke, die einfach nicht glauben können, dass man nicht mittrinkt.

Dies ist wieder eines der wenigen Bücher, die ich innerhalb weniger Stunden durchgelesen habe. Dennoch stelle ich meinen größten Kritikpunkt direkt an den Anfang: Wir erfahren bis zum Ende nicht, wie genau die Autorin es geschafft hat, abstinent zu werden. Auch von Rückfällen oder Rückschlägen ist keine Spur. Da hätte ich mir ein wenig mehr Seele gewünscht. Dazu noch einen differenzierteren Blick auf die Komplexität des Themas. Weiterlesen

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Patricia Lockwood: Und keiner spricht darüber

Lohnt es sich, durchzuhalten?
Dieses Buch polarisiert! Schade, dass sich auch so einige 1-Sterne-Abbruch-Rezis tummeln.
Zuerst konnte sie überhaupt nicht tanzen, und dann konnte sie nicht mehr aufhören.“ (S. 216)
So erging es mir beim Lesen. Denn ich hatte das Gefühl, auf Twitter hängen zu bleiben und gezwungen zu sein, endlos weiter und weiter und weiter zu scrollen.

Patricia Lockwood erzählt die Geschichte einer Frau, die Social Media besessen ist – bis sie durch eine Tragödie in die Realität zurückgezogen wird. Das Social Web tapeziert die Gehirne derer von uns, die es zu oft benutzen, genauso wie es unsere Politik verzerrt.

Im ersten Teil des autofiktionalen Buches hetzt die namenlose Protagonistin hauptsächlich durch „das Portal“ und lässt uns auch teilhaben, wie gefangen sie sich darin fühlt. Sie hebt dabei genau das hervor, was wir daran lieben und verabscheuen. Soll sie eine Influencerin darstellen? Ich konnte sie kaum greifen und nachspüren. Sind die Texte absichtlich weird? Soll das cool sein oder kann das weg?

Leider habe ich mich so schwer getan, dranzubleiben an den zusammenhanglosen tweet-ähnlichen Textpassagen. Schwerelos, da handlungslos. Dennoch habe ich immer weiter gelesen in der Hoffnung, endlich Sinnhaftigkeit zu finden, um nicht gänzlich in dieser Belanglosigkeit zwischen all den Abstrusitäten zu versinken. Da spielte sich eine fiktive Realität ab, und mittendrin war plötzlich etwas Reales. Denn dann, ja dann, veränderte ein Schicksalsschlag das Leben der Protagonistin und alles wurde greifbarer. Und tragisch. Weiterlesen

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Neal & Jarrod Shusterman: Roxy: Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz

*Dieses Buch kann negative Trigger auslösen!*
Roxy auf Oxy? – ein Jugendbuch mit Potential.
Stell dir vor, Drogen wären Menschen wie du und ich … Was würden sie fühlen, denken und wovon würden sie heimlich träumen?“ Dieser Fantasy-Thriller erzählt von der „toxischen Liebesgeschichte zwischen Mensch und Droge – schillernd & gefährlich.“

Dabei soll dem Leser durch die göttergleiche Personifizierung der Drogen und verschreibungspflichtigen Medikamenten die vielschichtigen Dimensionen nähergebracht werden. Wenn es das Ziel des Vater-Sohn-Autorenduos war, Jugendliche vor Drogenmissbrauch – der längst pandemisch eskaliert ist – zu warnen, ist es schlicht misslungen, denn die Ausführungen machen nicht genug Angst, sie zeigen zu wenig die grausam zerstörerischen Abgründe. Gleichzeitig sind einige Passagen zu beschreibend erklärt, zu distanziert und für mein Empfinden nicht eindringlich genug.

Die Autoren haben einen interessanten Anfang gewählt, der einen soliden Spannungsbogen aufbaut. Leider ziehen sich die teils ziemlich konstruiert wirkenden Dialoge des personifizierten Familiendrogenclans zäh in die Länge. Bemerkenswert hingegen ist das wunderschön gestaltete Cover inklusive Klappenbroschur. Absolut eye-catching. Weiterlesen

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Imogen Crimp: Unser wirkliches Leben

Intensiv, modern, psychologisch – eine Lovestory wie das Extrakt aus einer Künstlerseele. Imogen Crimps glühendes Romandebüt ist eine fesselnde Liebesgeschichte mit tiefgründigen, psychologischen Aspekten über eine Beziehung mit ungleichen Machtverhältnissen, über Obsession, Geld und Verlangen. Die bittersüße Amour fou in die sich die junge Opernsängerin Anna und der Bankier Max verlieren, wird modern erzählt.

Wenn man mich neben verschiedene Männer hält, nehme ich ihre Farbe an. Werde mehr wie sie und weniger wie ich.“ (S. 440)

Die Protagonistin Anna passt weder in die Welt der angehenden Opernstars noch ins Leben ihres Liebhabers und hat ständig das Gefühl, sich verstellen zu müssen. Dabei beschreibt die Autorin diese Zerrissenheit und die Disbalance zwischen Männern und Frauen mit feinsinnigem Gespür. Imogen Crimp selbst hat für kurze Zeit Operngesang an einem Londoner Konservatorium studiert.

Ich wagte zu denken, also war es gut?, und dann, als der Applaus anhielt, wie eine Welle, die nicht abebbt, sondern immer weiter rollt, wuchs in mir die Gewissheit, ja, es war gut. Es war sogar verdammt gut.“ Weiterlesen

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Zoe Sugg & Amy McCulloch: The Magpie Society – Aller bösen Dinge sind drei

Dieses Buch ist die Fortsetzung von „Die Nächste bist du“. Den ersten Band habe ich nicht gelesen und fand mich dennoch ziemlich gut in dieser Geschichte zurecht. Magpie heißt auf Deutsch die Elster, Magpie assoziiere ich aber auch mit Magie. Das Autorinnenduo Zoe Sugg, britische Bloggerin, und Amy McCulloch, kanadische Autorin, erzählen die Geschichte – des Internats Illumen Hall und das sich entfaltende Geheimnis der Geheimgesellschaft Magpie Society – in einer dualen Perspektive. Spannend wäre, wenn tatsächlich eine von ihnen alle Kapitel von Audrey und die andere jene von Ivy geschrieben hätte, denn man spürt, dass die zwei Autorinnen mit ihren verschiedenen Stilen der Story und den Protagonistinnen einen abwechslungsreichen Aspekt verleihen.

Beim Lesen hat es mich leider nicht auf die Weise gepackt, dass ich unbedingt Tag für Tag weiterlesen wollte, da am Anfang faktisch nicht viel passierte, was mich und meine Leselaune antreiben konnte. Dass die Handlung im Verlauf der Story chaotisch wurde und sich dabei konstruiert angefühlt hat, hat es auch nicht besser gemacht. Vielleicht hat mich dieser Faktor durchhalten lassen und bis zum Ende getrieben? Denn all die Geheimnisse, Hinweise und Twists schienen nie zu enden. Weiterlesen

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Katharina Ziegelbauer: Superkraft Immunsystem: Mit den Hausmitteln der TCM zu neuer Power

Was für ein wundervolles Herzensbuch! Man spürt beim Lesen sofort die positiven Vibes. Das Cover ist sehr eye-catching, erfrischend und stimmungsaufhellend. Es strahlt wie die Sonne und versprüht spritzige Hoffnung. Insgesamt ist diese Lektüre liebevoll und ästhetisch gestaltet, sowohl Rezepte als auch einzelne Themen werden mit wunderschönen Bildern akzentuiert in Szene gesetzt.

Es werden wertvolle Tipps aufgeführt für eine gute Verdauung, wie man das Immunsystem stärkt und unser Qi sowie unser Yin und Yang ausbalanciert. Wenn diese Energien im Gleichgewicht sind, geht es unserem Körper und unserer Verdauung gut, und mithilfe von abgestimmten Rezepten kann man dem Organismus helfen, diese Harmonie zu fördern. Weiterlesen

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Axel Melzener: Genre: Ein Leitfaden für Autoren

Die Freude am Grellen und Schrecklichen, am Lauten und Bizarren, am Verworrenen und Verwunschenen, am Psychedelischen und Ab- und Jenseitigen, am Mindf*ck, an der Enthemmung und Erregung […] was für Storys wir schreiben können, wenn man uns nur lässt.“ (Zitat Axel Melzener)

Hinter dem dezenten Cover dieses Buches versteckt sich ein höchst moderner, medien- und literarpraktischer Pageturner. Diese schwindelerregende Lektüre ist von einer Magie durchzogen, die horizonterweiternd, schonungslos ehrlich und faszinierend zugleich ist. Zu gern hätte ich sie in Warpgeschwindigkeit gelesen, doch sie ist so wertvoll, dass ich alles genauestens studiert und dabei unfassbar viel markiert habe.

Seite um Seite löst der Autor Axel Melzener die Handbremse im Kopf des Kreativen, bricht betonierte Blockaden und verpasst uns eine längst überfällige Frischzellenkur, denn zwischen den klugen Zeilen lauert so viel Wahrheit, Weisheit und pure Erkenntnis. Er liefert unkonventionelle Denkanstöße zu Trends, Innovationsstrategien, zeigt Chancen sowie Herausforderungen und hilft dem Leser dadurch, den eigenen Horizont zu erweitern. Dabei inspiriert er uns dazu, Klischees zu demontieren oder mit ihnen zu spielen. Das ist stark, weil Erkenntnis stiftend. Weiterlesen

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Hermann Bausinger: Vom Erzählen: Poesie des Alltags

Der 2021 verstorbene Kulturwissenschaftler Hermann Bausinger widmete der Erzählkunst sein letztes Buch. Auf den 208 Seiten nimmt er uns mit in die Welt des Erzählens, der Märchen, Übertreibungen, Stilebenen und des Witzes. Dabei analysiert er nicht nur Gespräche über den Gartenzaun oder auf einer Sommer-Gartenparty, sondern widmet sich auch dem Sinn sinnloser Geschichten, „Wiederholungsorgien“ der Fernsehsender, aber auch Fragen, wie sich Gerüchte entwickeln und wie Menschen einander Dinge erzählen. Zu nebensächlich? Nicht, wenn Bausinger Philosophie und Wissenschaft mithilfe vieler Beispiele so facettenreich und unterhaltsam verwebt.

Im Kapitel zur Erzähltheorie des Sprachwissenschaftlers Philipp Perlmann zitiert der Autor: „Man eigne sich die eigene Vergangenheit an, indem man daraus einen Sinn mache. Das Verstehen, das durch das erzählende Erinnern erreicht werde, (…) bringe das entscheidende Gefühl der Zugehörigkeit zu einem selbst hervor.“ Daraus schlussfolgernd sei das eigene Selbst, ein sich dauernd erweiterndes Gespinst von Geschichten – „wie ein Gebilde aus Zuckerwatte auf dem Jahrmarkt, nur ohne Materie“. (S. 42) Weiterlesen

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Kass Morgan & Danielle Paige: Der Club der Rabenschwestern

Das Autorenduo Morgan/Paige hat einen spannenden, hinreißend hexenhaften, modernen Urban Fantasy geschaffen, der mich direkt in seinen magischen Bann gezogen hat – und bis zur letzten Seite süchtig macht. „Der Club der Rabenschwestern“ ist ein buntes Potpourri aus Magie, Young Adult, College-Drama, mysteriösen Geheimnissen und einem Spritzer Zickigkeit.

Das Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt. Die ehrgeizige Scarlett, die versucht, die neue Präsidentin der „Rabenschwestern“ zu werden und die naive Vivi, die neu am Westerly College ist und keinen Schimmer davon hat, dass sie selbst eine Hexe ist.

Zwischen den weitläufigen viktorianischen Häusern und den gregorianischen Bauten liegt das Verbindungshaus des geheimen Hexenzirkels, der sich als exklusive Studentinnenverbindung tarnt. Vivi bringt frisches Blut in die legendäre Schwesternschaft und muss schon bald spüren, dass es sich in der Realität bei Magie nicht nur um Tarot, Partys und magische Gesichtsmasken dreht. Sie lernt, Magie zu kontrollieren und entdeckt Fähigkeiten, die ihre wildesten Träume übersteigen. Weiterlesen

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