Tabitha Suzuma: Broken – Der Moment, in dem du fällst

brokMathéo, genannt Matt oder Mattie, ist der Star in der Turmspringerszene. Gerade einmal 17 Jahre alt, ist bereits jetzt klar, dass er bei Olympia mehr als eine Medaille bekommen wird. In der Schule ist er beliebt und formt mit seinen Freunden Isabel, Henry und Lola eine tolle Clique. Mit Lola ist er auch seit knapp zwei Jahren liiert und glücklich. Manchmal würde er sich zwar wünschen, dass seine Eltern wegen des Sports etwas lockerer sein und seine Freundin besser akzeptieren würden, doch alles in allem hat Matt ein gutes Leben. Bei den Schwimmmeisterschaften am Wochenende gerät sein Leben jedoch aus den Fugen. Montagmorgen wacht er in seinem verwüsteten Zimmer auf. Am ganzen Körper trägt er Verletzungen. Was hat er bloß getan? Welche Schuld hat er auf sich geladen?

Tabitha Suzuma hat bisher einen Roman veröffentlicht. In diesem sprach sie offen über ein Tabuthema: Körperliche Liebe zwischen Geschwistern. Auch in „Broken“ wagt sie sich erneut an ein gesellschaftliches Tau. Sprüht ihr Erstling allerdings vor Gefühlen, findet man doch deutlich schwerer den Zugang zum neuen Roman. Da der Verlag es ja bereits in der Kurzbeschreibung zum Titel erwähnt, kann man hier wohl auch offen sprechen. Matt ist Opfer einer Vergewaltigung geworden. Hätte man dies allerdings nicht in der Kurzbeschreibung gelesen, bräuchte man mehr als die Hälfte der gut 380 Seiten, um es herauszufinden. Vorher befindet sich Matt in einem Strudel der unklaren Gefühle. Vor allem sind es Schuldgefühle, denn er hat keine Erinnerungen an den Abend, an dem es passiert ist. Er glaubt, dass er selbst etwas Schreckliches getan hat und vermutlich von seinen Freunden mit Verachtung gestraft wird, sollte es jemals herauskommen.

Insgesamt herrscht eine sehr depressive, dunkle Stimmung im Roman vor. Matt nimmt seine Umwelt wahr, als wäre er selbst unter einer Daunendecke verborgen. Leider gibt es für die Leserinnen und Leser auch nur die Möglichkeit, seine Welt so wahrzunehmen. Vielleicht wäre „Broken“ auch in einer wechselnden Perspektive zwischen Matt und Lola toll geworden, dann hätte man nicht alles durch die dunkle Brille sehen müssen. Der Roman ist letztlich bei weitem nicht so gut wie „Forbidden“, Suzumas Debüt. Aber er ist auch nicht schlecht und traut sich, ein Tabu anzusprechen. Matts Gefühle werden deutlich, sorgen allerdings auf der anderen Seite, wie schon gewähnt, auch zu einem unschönen Nebeneffekt.

Ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss.

Tabitha Suzuma: Broken – Der Moment, in dem du fällst.
Oetinger, Februar 2016.
302 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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