Gleich vorneweg: ich habe das Buch sehr genossen und es gerne gelesen. Da ich sowieso im selben Kulturbetrieb unterwegs bin – zwar habe ich keinen eigenen youtube Kanal, aber doch die Bühne als Forum, sowohl als Veranstalter als auch auf der Bühne – komme ich gleich zum Problem: wir schmoren im eigenen Saft. Mein guter Freund Volker Pispers hat (wahrscheinlich) aufgehört öffentlich aufzutreten, weil er es nicht mehr ertragen konnte, über 30 Jahre exzellent recherchierte Pointen in die vollen Säle tropfen zu lassen, um am Ende zu erleben, dass nichts Konsequenzen hatte. Das gipfelte in einer Art Publikumsbeschimpfung: „Nein, Sie sind nicht gemeint, sie haben ja eine Eintrittskarte für das politische Kabarett!“
So ähnlich ging es mir bei diesem Buch. Wer liest es? Und doch sollten wir nicht zweifeln, nicht aufhören uns zu positionieren. Es nutzt ja nix, denn wenn man gar nichts tut, „machen die da oben, doch eh was sie wollen!“ Deshalb ist vielleicht das große Verdienst dieser Analyse der Beklopptheiten, dass man tatsächlich die Argumente verarbeitet, in sich aufnimmt um sie später mal irgendeinen Deppen um die Ohren zu hauen. Ob der das hören will oder nicht, ist egal. Wir dürfen nicht einschlafen. Für eine weitergehende Lektüre, die man direkt nach diesem Buch lesen könnte, empfehle ich ab sofort Ulrich Grobers „Der leise Atem der Zukunft – vom Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise!“. Beide Bücher nacheinander und man ist gegen die allgemeine Verblödung doch wieder etwas mehr gewappnet!
Rayk Anders: Eure Dummheit kotzt mich an.
dtv, Oktober 2016.
208 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.