Nina MacKay: Black Forest High: Ghostseer

Willkommen in der Welt der Geister – doch, fangen wir mal lieber am Anfang unserer Geschichte an. Seven hat wahrlich keine einfache Kindheit! Der Vater hat sich, kurz nachdem ihre Mutter mit ihrer jüngeren Schwester schwanger wurde verdrückt, danach wurde alles nur immer schlimmer. Sevens kleine Schwester wurde von einem Junkie ermordet, ihre Mutter nahm im Gerichtssaal blutige Rache und darf nun selbst ihre Tage hinter schwedischen Gardinen fristen. Seven zog daraufhin bei ihrer Tante in einem kleinen Kaff in Utah ein. Dass sie von Selbstmordgedanken heimgesucht wird ist angesichts ihres Leids verständlich, dass sie Geister sehen kann spricht nicht eben für ihre geistige Gesundheit.

Als sie erfährt, dass ihr Freund, ja so mit Küssen und so, neben ihr noch gleichzeitig mit anderen Schülerinnen rummacht, verliert sie vollends den Halt. Seit mehr als zwei Jahren versucht Remi, der Geist, sie davon zu überzeugen, aufgrund ihrer Begabung Geister sehen zu können, nach good old Germany umzuziehen. Hier, auf der Black Forst High, werden solche wie sie aus aller Welt ausgebildet und angeleitet. Jetzt ergreift sie die Chance, einfach wegzukommen – und zieht um.

Dass sie gleich zu Beginn den umwerfenden Zwillingen Parker und Crowe begegnet ist Schicksal, fühlt sie zu beiden doch eine besondere Beziehung. So nebenher muss sie sich auch noch entscheiden, welche der an der schule unterrichteten Richtungen – Geisterforscher, Jäger, Exorzisten oder Medien – sie beitreten wird. Neben Animositäten von den jungen Schönen, die ihr die Nähe zu den Zwillingen neiden, wird sie auch von Geistern bedrängt. Und sie kommt einem wohl gehüteten Geheimnis auf die Spur – ein Geheimnis, das unbedingt gewahrt werden muss – auch wenn dies Opfer, tödlichen Opfer erfordert …

Einmal wieder ein magischen Internat mit jungen Eleven, die ihre Fähigkeiten schulen und entscheidend in einem Konflikt eingreifen müssen – so könnte man vorliegenden Roman, den ersten Teil einer neuen Reihe, treffend umschreiben. Doch als einfacher Harry Potter Klon kann man Nina MacKays Ghosteer nicht einordnen, zu sehr geht die Autorin – glücklicherweise – ihre eigenen Wege. Sie nutzt dabei natürlich die üblichen Ingredienzien derartiger Werke – also vorliegend eine junge Frau zwischen zwei um sie rivalisierenden Männern, Zickenkrieg der verschmähten Liebenden, eingebildete Schnepfen und unauffälligen Außenseitern.

Was den Roman dann besonders macht, ist die Darstellung des Übernatürlichen. Die Welt der Geister, die zugrundeliegenden Geheimnisse, Verrat und Opfer – die Mischung, sie stimmt. Dazu kommt eine recht nachvollziehbare Entwicklung unserer Erzählerin, die oft ihre Schwächen offenbart, dann aber wieder über sich hinauswächst. Der Leser kann sich gut in die Hauptperson hineinversetzen, leidet mit ihr, erkundet die Geheimnisse.

Nicht ganz so gut gelungen ist der Verfasserin die Zeichnung der beiden Brüder. Hier steht Parker zu lange Zeit im Schatten seines 3 Minuten älteren, Herzen brechenden Bruders.

Demgegenüber hat die Darstellung des Internats mit Türen, die von Geistern beseelt erwarten, dass die sie öffnenden ihnen jeweils eine besondere Aufgabe erfüllen – da müssen Rezepte eingeworfen, Karate-Kicks ausgeführt oder die Tage bis Weihnachten gezählt werden – durchaus seinen Reiz. Der Schwarzwald als Handlungsort wird bislang kaum genutzt, alles konzentriert sich auf das Gemäuer. Ein paar wenige Längen im Mittelteil fallen auf, ansonsten geht es im Plot flott und flüssig voran.

Alles in allem hat der Roman durchaus seinen Reiz, gerade weil seine Protagonistin wunderbar griffig daher kommt, es viele Geheimnisse und dunkle Machenschaften gibt und so für Spannung gesorgt ist.

Nina MacKay: Black Forest High: Ghostseer.
ivi, März 2019.
400 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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