Die 14-jährige Mhairi lebt in einer Welt, die dem Klimawandel zum Opfer gefallen ist. Wasser ist ein knappes Gut und die Welt ist völlig überbevölkert. Das löst man durch eine ganz einfache Abmachung: Mit 74 Jahren sind die Menschen gezwungen, eine Spritze zu nehmen, die sie sterben lässt. So verbrauchen sie dann keine weiteren Rohstoffe mehr. Aber man kann auch dazu genötigt werden, die Spritze bereits früher nehmen zu müssen. Etwa wenn man Straftaten begangen hat. Und einen nicht registrierten fünfjährigen Jungen über die Grenze zu Schottland zu schmuggeln zählt definitiv dazu, oder nicht, Mhairi?
Nicky Singer unterteilt die Welt und ein Davor und Danach. Beides findet im vorliegenden Jugendroman seinen Platz, manchmal kommt es einem aber so vor, als halt sich Singer viel zu sehr mit dem Davor auf. Der Roman ist insgesamt sehr einfach und platt formuliert, selbst von einem Jugendroman würde ich sprachlich deutlich mehr erwarten. Stellenweise ist auch die Handlung etwas eintönig. Mhairi wandert mit den namenlosen 5-Jährigen durch die Einöde und er spricht nicht mit ihr. Also führt sie manchmal Selbstgespräche, schweigt an anderer Stelle. Von der Handlung hatte ich mir deutlich mehr erwartet.
Es gibt immerhin eine gute Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsthematik. Denn unversehens wird Mhairi selbst zum Flüchtling in ihrem Heimatland, da sie dieses nach der neusten Gesetzgebung zu lange verlassen habe und nun nicht mehr als Bürger anerkannt werde. Sie wird zur Fremden im eigenen Land und hat noch dazu einen kleinen nicht registrierten Jungen bei sich. Die Thematik ist gut gewählt, aber die Umsetzung, an der hapert es massiv. Ein talentierter Autor hätte aus der Idee etwas machen können. Nicky Singer gelingt dies leider nur mäßig und so ist die gute Idee eigentlich verschwendet.
Nicky Singer: Davor und Danach: Überleben ist nicht genug.
Dressler, Januar 2019.
384 Seiten, Taschenbuch, 19,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.