Lockwood & Co sind immer noch die kleinste Geisteragentur Londons, aber bei Weitem nicht mehr die erfolgloseste. Hauptstrang und Titel des Romans ranken sich um eben jenen „Wispernden Schädel“, der sich im Besitz der Agentur befindet, von George akribisch untersucht und getestet wird, aber lediglich mit Lucy spricht. Das ist an sich schon eine Sensation, denn niemand hat seit Beginn des „Problems“ jemals mit Geistern kommunizieren können. Es gibt da zwar eine Legende über die Gründerin der ersten Agentur, die behauptet hat, es zu können, aber das ist so lange her, dass es schon im Bereich der Mythen liegt. Und jetzt Lucy. Dabei haben Lockwood & Co gerade alle Hände voll zu tun, denn in London verschwinden Artefakte. Sie werden gestohlen und manchmal geht der Täter dabei über Leichen.
Die Spur führt in ein altes Haus, in dem einst ein Irrer versucht haben soll, einen Blick in das Leben nach dem Tod zu werfen. Dabei hat er ein ganz besonderes Artefakt geschaffen, einen Spiegel, der den Blick dorthin ermöglichen soll. Aber die Geister wollen den Menschen nicht unbedingt Gutes, weder der Schädel noch der Spiegel sind wirklich gesund und der Geist im Spiegel scheint immer noch in der Lage, Menschen seinen Willen aufzuzwingen. Ist George einer der Betroffenen oder ist er nur gerade besonders eifrig bei der Sache? Dass der wispernde Schädel versucht, Unfrieden zwischen Lucy, George und Lockwood zu streuen, macht die Sache nicht eben durchsichtiger.
Auch der zweite Band sprüht wieder vor Wortwitz und Dramatik. Ein bisschen fehlte mir hier der Rückblick auf vergangene Ereignisse, auf die immer nur angespielt wird. Der erste Band ist schon eine Weile her und ich konnte mich nicht mehr an alles Erinnern. Was die „seufzende Wendeltreppe“ an Rückblick und Erklärungen zu viel hatte, hat dieser Band zu wenig. Ansonsten lässt man sich gerne auf die Geschichte ein, die es nach den ersten etwas verwirrenden Seiten problemlos schafft, den Leser zu fesseln. Stroud lasst das Buch mit einem gemeinen Cliffhanger enden. Wenn ich bis dahin nicht neugierig auf Lockwoods Vergangenheit war, jetzt bin ich es.
Jonathan Stroud: Lockwood & Co 02: Der Wispernde Schädel.
cbj, Oktober 2014.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.