Als Julies Umzug nach Boston missglückt, landet sie in der Familie einer ehemaligen Freundin ihrer Mutter. Neben dem Vater und der Mutter, die eigentlich ständig unterwegs sind, gehören noch die 13-jährige Celeste, der 21-jährige Matt und der 23-jährige Finn dazu. Finn ist allerdings auf Weltreise, seine Rückkehr ungewiss und seitdem schleppt das Teenagermädchen Celeste eine lebensgroße Pappfigur ihres Bruders mit sich herum. Papp-Finn muss überall hin mitkommen, außer in die Schule – die siebte Klasse hat er bereits geschafft. Julie findet sie Familiensituation sehr seltsam und sieht sich immer wieder mit der Betreuung von Celeste konfrontiert. Sie beschließt, dem unter Gleichaltrigen in sich gekehrten Mädchen zu helfen.
Die in diesem Roman vorgestellte Idee wirkt erstmal seltsam. Auch als Leser geht es einem wie Julie, man findet Papp-Finn erstmal befremdlich. Da die Familie allerdings einen sehr lockeren Umgang mit dem Papp-Double hat und auch Finn selbst über Facebook für Julie Tipps zum Überleben bereithält, gewöhnt man sich wie sie an die Figur. Doch Julies psychologischer Ehrgeiz ist geweckt und sie entwirft Möglichkeiten und Wege, dem jungen Mädchen zu helfen. Dabei wagt sich Jessica Park, deren Roman in den USA ein voller Erfolg war, überraschend weit in die Thematik hinein – zumindest für einen Jugendroman! Deshalb ist „Im freien Fall oder wie ich mich in einem Pappfigur verliebte“ nicht nur ein reines Jugendbuch. Ich finde, dass es genauso gut für Jugendliche ab 16 Jahren sowie Erwachsene geeignet ist.
Der Vergleich mit Jojo Moyes und John Green ist dann allerdings doch etwas weit hergeholt. Jessica Park schreibt gut, aber weder wie der eine noch die andere der beiden genannten Autoren. Die Kapitel sind leichtgängig und flott zu lesen. Im Mittelteil des Romans kommt es zu so mancher Länge, da einfach über viele Seiten hinweg absolut nichts Nennenswertes passiert. Zum Ende wird es aber wieder spannend, wenn auch für den ein oder anderen keineswegs überraschend.
Insgesamt ein sehr guter Roman, der viel tiefer reicht, als man es erwarten würde. Gut umgesetzte Idee mit sehr netter Schreibe.
Jessica Park: Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte.
Loewe, Juli 2014.
384 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.