Neun Jahre hat Joanne K. Rowling die Harry-Potter-Fans auf eine Fortsetzung der magischen Geschichten aus Hogwarts warten lassen. Nun ist „Harry Potter und das verwunschene Kind“ auf Deutsch erschienen.
Das Buch hat nicht die Erzählkraft der vorherigen Bände, was daran liegt, dass es das Theaterskript ist, das da abgedruckt ist. Das ist anstrengend zu lesen, aber am Schluss doch noch spannend.
Rowling holt nicht so weit aus wie in den sieben dicken Büchern zuvor. Der achte Band hat nur 324 groß und zu zwei Drittel bedruckte Seiten; die ersten drei Schuljahre von Harry Potters Sohn Albus werden auf gerade einmal fünf Seiten abgehandelt. Und man vermisst die Beschreibungen des Alltagslebens in Hogwarts – all’ das, was das Internatsleben früher ausgemacht hat. In einem Theaterstück ist das eben schlecht zu realisieren. Und auch die Charaktere zeichnet Rowling nicht so stark wie in den ersten Bänden.
Die Handlung beginnt 19 Jahre nach Band sieben. Harry Potter ist inzwischen mit Rons Schwester Ginny verheiratet, arbeitet im Zauberministerium und hat drei Kinder. Dem mittleren, Albus, kommt er nicht so recht nahe. Er ist das verwunschene Kind, wird ein Slytherin und freundet sich mit Draco Malfoys Sohn Scorpius an.
Ron und Hermine sind verheiratet und müssen Harry Potter wieder helfen, die dunkle Macht zu besiegen, denn Harrys Narbe schmerzt wieder. Voldemort taucht auf.
Albus und Scorpius fällt eine Zeitumkehr-Maschine in die Finger, sie reisen in Harrys Jugend, versuchen, die Geschichte zu verändern, und Cedric, der beim Trimagischen Turnier starb, zu retten.
Das erinnert an „Zurück in die Zukunft“, sorgt natürlich für allerhand Probleme, aber es gibt ein Wiedersehen mit Lieblingsfiguren wie Dumbledore und Snape.
Ein richtiger Roman, so fantasievoll geschrieben wie die ersten Bände, hätte Potter-Fans glücklicher gemacht. Aber dieses Drehbuch in zwei Teilen und vier Akten ist immerhin ein Versuch, die Geschichte weiterzuerzählen. Ansätze dazu gibt es.
J. K. Rowling: Harry Potter und das verwunschene Kind.
Carlsen, September 2016.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.