Zum 100. Todestag des Autors Henry James erscheint die Neuübersetzung seines Romans „Die Europäer“ von 1878.
James, geboren in New York, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens auf Reisen und in Europa. Die klassische Literatur Russlands und Frankreichs bewunderte er und seine Beschäftigung mit den Unterschieden und Parallelen zwischen Europäern und Amerikanern macht er in diesem Buch humoristisch zum Thema:
Die Baronin Eugenia Münster und ihr Bruder Felix Young reisen in der Hoffnung auf eine gute Partie nach Neuengland. Felix ist ein mittelmäßig begabter Maler, seine Schwester, liiert mit einem Prinzen, keine wirkliche Dame. Doch ihrer beider Eleganz, ihre Kunst der Konversation, ihr Adel bezaubert zunächst ihre amerikanische Verwandtschaft.
Die adeligen (und armen) Europäer schildert James als anstößiges Geschwisterpaar, das puritanischen, naiven Amerikanern begegnet. Die Baronin kann ihre Begabungen nicht ausleben, sie ist intrigant, versucht sich in Maskeraden und schmeichelt den protestantischen Amerikanern, doch ihre Weltgewandtheit nützt ihr bald schon nichts mehr im Umgang mit dem Onkel und seinen erwachsenen Kindern.
Können sich unter diesen Umständen Eugenias Erwartungen erfüllen? Bei dieser Begegnung zweier Kulturen, witzig und ironisch, ist die Frage, wer nun mit wem zusammen findet, nicht das Entscheidende. Lesenswert und unglaublich unterhaltsam sind die Umstände, Lebensentwürfe und Begegnungen der Geschwister mit der amerikanischen Verwandtschaft selbst.
Warum nun eine Neuübersetzung? Zum einen war das Buch in Deutschland lange nicht mehr lieferbar, und dann scheinen die komischen Szenen, von Andrea Ott übersetzt, hier frischer und frecher.
Egal, ob zum ersten Mal oder wieder einmal: LESEN!
Henry James: Die Europäer (1878).
Manesse Verlag, September 2015.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.