2126. Nach dem dritten Weltkrieg hat sich die Weltordnung massiv geändert. Die 17-jährige Cass lebt in New London, wo die Gesellschaft in Klassen von Bronze bis Purpur eingeteilt ist; sie selbst ist eine Platin und hat damit ein sicheres, bequemes Leben. Und doch wird sie von dem ständigen Drang umgeben, mehr zu wollen. Das zu erreichende Ziel: Die Neutrals. Das Versprechen der Regierung: Jeder kann diese höchste Klasse erreichen. So die Ausgangssituation in „Game Show 01“ von Franzi Kopka.
Statt Geld existieren nur digitale Coins, von denen ein Pflichtbetrag auf Wetten verwendet werden muss – gewettet wird dabei auf grausam-tödliche Spiele, zu denen die Niedersten der Gesellschaft gezwungen werden. Die Reds.
Als Cass von ihrem eigenen Vater betrogen und geopfert wird, findet sie sich selbst in der roten Zone wieder und muss in diesen grausamen Spielen antreten. Nur wer die große Game Show gewinnt, kommt jemals wieder raus und Cass ist als ehemals wohlhabende, behütete Tochter alles andere als eine Kämpfernatur.
Sie muss sich entscheiden, wem sie vertraut und wie viel ihr ihr eigenes Leben wert ist und das alles, um in einer Gesellschaft aufzusteigen, in der Macht und Wohlstand ungleicher nicht verteilt sein könnten.
Tolle Geschichte in dystopischer Welt
Ich habe „Game Show“ von Franzi Kopka sehr genossen. Nicht dass es eine angenehme Lektüre wäre, aber es ist eine tolle Geschichte in einer dystopischen Welt, die einfach funktioniert und fesselt. Die Charaktere sind großartig, das Setting überzeugend und Spannung auf jeder Seite garantiert.
Was mich allerdings von Anfang an irritiert hat: Ich würde mich nicht wundern, wenn die Autorin auf Plagiat verklagt würde. So genial die Ideen sind – andere hatten sie vorher schon. Und nicht irgendwer, sondern die großen Riesen der zeitgenössischen Jugend-Dystopien. Die Games auf Leben und Tod erinnern einfach zu sehr an „Tribute von Panem“, genau wie die verschiedenen Klassen (Distrikte?). Um physisch von einer zur nächsten zu kommen, müssen die digitalen Zahlen auf dem Handgelenk stimmen. Wie bei diesem Film „In Time“ mit Amanda Seyfried und Justin Timberlake. Und als Aufnahmeritual in eine Gruppe in der roten Zone muss Cass in einem Betongebäude durch ein Loch mehrere Stockwerke hinunterspringen, wo ein Netz den Fall abfängt. Wer „Die Bestimmung“ kennt, weiß, wovon ich rede.
Düstere Science Fiction
Aber der Verlag wird sich da sicher Gedanken gemacht und diese Parallelen als unproblematisch kategorisiert haben. Für sich genommen ist es wie gesagt ein tolles Buch, das Jugendliche mit einer Vorliebe für düstere Science Fiction dringend lesen sollten. Es bringt Spaß, ist spannend, gut geschrieben und bringt außerdem gesellschaftliche Probleme und die menschliche Psyche in einer fiktiven Welt auf den Punkt. Aber Achtung: Cliffhanger.
Franzi Kopka: Game Show 01: Der Preis der Gier.
Sauerländer, März 2023.
424 Seiten, gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.