Auch wenn angesichts seiner Leistung und Bedeutung der deutsche Weltreisende, Ethnologe und Aufklärer Georg Forster heute immer noch zu wenig bekannt ist, gibt es doch bereits einige hochinteressante Bücher und Biografien über ihn, so dass man durchaus kritisch die Darstellung Frank Vorpahls erwarten durfte, zumal ihre Veröffentlichung mehrmals verschoben worden war.
Vorpahl, Jahrgang 1963, Redakteur von „aspekte“ beim ZDF, darf hierbei durchaus als Forster-Kenner gelten. Nicht nur dass er bereits mehrere Filmbeiträge über den großen Vergessenen drehte, er sorgte u.a. auch für eine großartige neue Ausgabe der „Reise um die Welt“ (Folioband der Anderen Bibliothek), jenes weltberühmten Reiseberichts, mit denen sich Forster unsterblich gemacht hatte. 1772 durften sein Vater und er (im Alter von 17 Jahren) den großen Captain Cook auf dessen zweiter Südsee-Expedition begleiten. Seine Zeichnungen sind bis heute von wissenschaftlicher Bedeutung, sein Reisebericht Weltliteratur.
Frank Vorpahl macht sich nun also auf die Suche, reist Forster nach, entdeckt nicht nur Neues in Archiven und treibt verloren geglaubte Fundstücke auf. Er spürt Forster nach, um diesen immer besser kennenzulernen. Dabei findet er nicht nur viel über die historische Figur heraus, sondern noch mehr über die (Südsee-) Welt heute und nicht zuletzt über sich selbst. Von daher unterscheidet sich sein Buch auch von Klaus Harpprechts bekannter Biografie („Die Liebe zur Welt“) oder der neuesten Darstellung von Jürgen Goldstein („Zwischen Freiheit und Naturgewalt“). Dem einen oder anderen Leser mag das zu viel sein, zum Beispiel wenn Vorpahl eigene Bezüge herstellt oder seinen eigenen Empfindungen Raum gibt. Wer sich jedoch darauf einlässt, dem wird viel geboten.
Der Band ist wirklich reich illustriert – mit beeindruckenden Zeichnungen Forsters, zeitgenössischen Gemälden, vor allem aber auch Fotos des Autors, die ihn auf seiner Spurensuche zeigen. Und diese ist wirklich umfassend. Und so dürfen wir Leser ihn, der mindestens genauso weit reist wie sein Idol, begleiten und erlangen dabei einen neuen Blick auf die Welt. Frank Vorpahl schreibt persönlich, zupackend und immer unterhaltsam. Das schwere Buch macht interessierten Lesern, auch ohne jegliche Vorkenntnisse, die Lektüre leicht. Und es bewirkt, dass man sich tatsächlich den alten Texten Forsters, zumindest jedoch seiner „Reise um die Welt“, zuwenden möchte. Vorpahl ist eben nicht nur kenntnisreich, sondern darüber hinaus auch begeisternd.
Der Berliner Galiani-Verlag ist zu beglückwünschen. Er hat dem Leser ein außerordentlich schönes und wertiges Buch gemacht. In ihm stecken viel Liebe und Sorgfalt. Das Warten hat sich gelohnt.
Frank Vorpahl: Der Welterkunder: Auf der Suche nach Georg Forster.
Galiani-Berlin, April 2018.
544 Seiten, Gebundene Ausgabe, 32,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.