Fletcher Moss: Der Giftschmecker

giftWer keine Familie hat, muss sehen, wo er bleibt. Da ist niemand, der einem das Leben leicht macht. Alles, von täglichem Brot angefangen bis hin zu einem trockenen Schlafplatz, muss aus eigener Kraft erarbeitet werden.
Der Jugendliche Dalton Fly war ein Findelkind, gestohlen vom dicken Oskar aus den Händen von Sklavenhändlern. Mehr oder weniger frei arbeitet er nun als Giftschmecker. Die Anleitung, wie erkenne ich vergiftetes Essen und Trinken und eine tägliche Dosis Gift zur körperlichen Abhärtung erhält er von seinem Lehrherrn, dem dicken Oskar. Dafür darf Dalton auf dem dreckigen Küchenboden schlafen und wird an Reiche vermietet, um deren erlesene Speisen vorzukosten. Im Laufe der Jahre hat er einige seiner jungen Kollegen überlebt. Und gerade auch seinen Freund Bennie, der an einem Schluck vergifteten Wein qualvoll stirbt. Wie durch ein Wunder überlebt Dalton die Kostprobe. Als er sein Bewusstsein wiedererlangt, ist seine Welt eine andere. Er wird gejagt, man versucht ihn zu vergiften, zu erstechen, zu erschießen und alles nur, weil er zur falschen Zeit am vielleicht richtigen Ort ist. Denn gerade ist der kinderlose Herzog Elber verstorben. Ein Nachfolger muss binnen drei Tagen bestimmt werden, heißt es in der aufgeregten Presse, während in der Stadt die ersten Straßenkämpfe den Alltag zerstörten. Zur gleichen Zeit sterben unter mysteriösen Umständen die verborgenen Kinder einflussreicher Bürger, die alle eines gemeinsam haben: Sie könnten zum neuen Herzog ernannt werden.
Der Autor Fletcher Moss hat einen rasanten Jugendroman geschrieben, in dem es selbst bei Daltons kurzen Schlafpausen spannend bleibt. Der Jugendliche Dalton ist ein klassischer Held, sympathisch mit besonderen Fähigkeiten, eine Gruppe Mitstreiter hinter sich wissend, der einfach nicht aufgeben kann. Mal befindet er sich in der Rolle des Gejagten, mal in der des Jägers. Auf diese Weise gelingt es dem Autoren, den Spannungsbogen immer weiter nach oben zu schrauben. Nach einer wilden Hetzjagd wird der kurzweilige Kampf zwischen Gut und Böse mit einem teilweise offenen Ende belohnt, bei dem alles möglich scheint. Vielleicht sogar noch die eine oder andere Fortsetzung.

Fletcher Moss: Der Giftschmecker.
Chicken House, Juli 2014.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.