Nach ‚Der Club der Idealisten‘ ist mit ‚Herzblut‘ im September ein neues Buch von Eva-Maria Altemöller bei Sanssouci erschienen. Geziert wird es von einem hübschen Coverbild, das eine Frau vor dem Schaufenster eines Hutladens zeigt. Es liest sich sehr angenehm, da die Sprache, der sich die Autorin bedient in so einem netten Plauderton daherkommt, dass man beim Lesen fast das Gefühl hat, Frau Altemöller würde einem alles persönlich erzählen.
Wie der Untertitel bereits aussagt, geht es um die kleinen Läden. So erfährt man vieles von den zahlreichen schönen und einzigartigen Geschäften, die es in Lindau gibt. Dort, am Bodensee, lebt und arbeitet die Autorin selbst und kennt sich dementsprechend gut aus. Und so erzählt, nein schwärmt sie, etwa von dem Spielzeugladen, in dem man noch Dampfmaschinen und Kaleidoskope kaufen kann, von den wunderschönen Buchhandlungen, den Papier- und Schreibwarenläden und dem großartigen Hutgeschäft, das eine ganz besondere Auswahl bietet.
Ein Lobgesang auf die noch von Inhabern betriebenen und mit Herzblut geführten Läden. Und auch ein wenig ein Stadtführer für Lindau, da man doch den einen oder anderen Insidertipp erhält. In ihrer leichten und eingängigen Sprache vermittelt Frau Altemöller wunderbar ihre Begeisterung über das, was solche noch mit Enthusiasmus und Ideen betriebenen Geschäfte von den großen Ketten und dem Internethandel abhebt. Hier der liebvolle gestaltete kleine Laden, in dem man beim Stöbern auf überraschende Dinge stoßen und auf ganz neue Ideen kommen kann. Dazu ein Plausch mit dem Inhaber oder der Inhaberin und anderen (Stamm)Kunden. Dort überall gleich aussehende und weitgehend unpersönliche Geschäfte der großen Ladenketten oder das durch Algorithmen gesteuerte Angebot der Internethändler. Nach dem Motto ‚Kunden die X kauften, kauften auch Y‘, wird man dort gezielt von Angebot zu Angebot gesteuert. Es fühlt sich an wie Stöbern, ist es aber nicht wirklich.
‚Herzblut‘ ist insofern mehr als ‚nur‘ ein Lob des kleinen Ladens. Es macht auch deutlich, wie gravierend sich unser Leben durch die zahllosen scheinbaren Vereinfachungen und Vereinheitlichungen verändert. Was wir verlieren, wenn wir überall nur noch anonym unterwegs sind: Ein Klick und am nächsten Tag liegt das Paket in der Packstation. Ist es wirklich das, was wir wollen? Ich denke nicht. Zumindest nicht ausschließlich.
Das Buch liest sich leicht und ist mit 144 Seiten auch nicht wirklich umfangreich. Also durchaus eine Lektüre auch mal für Zwischendurch. Es ist unterhaltsam, regt dabei zum Nachdenken und wird sicherlich dafür sorgen, dass sie den kleinen Läden, die es zum Glück auch außerhalb von Lindau noch gibt, wieder mehr Aufmerksamkeit schenken werden.
Eva-Maria Altemöller: Herzblut: Eine Liebeserklärung an den kleinen Laden.
Sanssouci, September 2018.
144 Seiten, Gebundene Ausgabe, 12,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Christian Rautmann.