189 Kurzgeschichten auf 227 Seiten – sich so kurzzufassen, muss man erst mal schaffen. Elke Heidenreich hat in ihrem neuen Band „Alles kein Zufall“ jedoch nicht nur Kurzgeschichten veröffentlicht, sondern auch kleine Witze, Gedanke und Beobachtungen, die manchmal nur zwei Zeilen lang sind.
Alphabetisch sortiert – von „Alles kein Zufall“ bis „Zufall“ sind die 189 Texte. Auch das ist ungewöhnlich, fügt sich am Ende aber zu einem geschlossenen Ganzen zusammen. Es wirkt fast so, als hätte die Literaturkritikerin und Autorin, die am 15. Februar 73 Jahre alt geworden ist, in einer Kiste alter Erinnerungen und Notizen gekramt, um diese Texte zusammenzutragen. Viele Erinnerungen au ihrer nicht allzu schönen und liebevollen Kindheit sind dabei, Erlebnisse mit ihren Hunden und auf Lesereisen.
Heiter sind Erzählungen wie die in einem Taxi zum Bahnhof in Darmstadt, verstörend wie die vom gehassten Fischessen als Kind. Und oft klingt Elke Heidenreichs Liebe zu Oper, Musik, Theater und Literatur heraus.
Als genaue Beobachterin der Menschen und des Alltags lernen die Leser auch in diesem Band die Autorin kennen. Nur, dass diese Erzählungen nicht mehr mit so flotter Schnauze erzählt sind wie einst die von Else Stratmann. Es sind warmherzig geschriebene Lebenserinnerungen – eine Art literarisches Tagebuch, das im Alter viele Dinge aus der Kindheit und Jugend im anderen Licht erscheinen lässt. – Schön zum Lesen zwischendurch.
Elke Heidenreich: Alles kein Zufall: Kurze Geschichten.
Hanser Verlag, Februar 2016.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.