Man kennt sie zumindest in gewissen Kreisen. Die Rede ist von der Familie Kent, Vater, Tochter und Sohn. Sie gehören zu den gewieftesten Gaunern der Galaxis, wobei sie sich auf Trickbetrügereien mit Adeligen spezialisiert haben. Jeder Fischzug wird minutiöse geplant und durchgeführt, aufgeflogen sind sie noch nie. Die neueste Mode unter den gelangweilten Adeligen ist das Sammeln von alten Büchern. Alt, wie von der verschollenen Erde stammend, aus echtem Papier und mega-selten. Auf ihrem Raumfrachter, der Bonaventure sind sie bereits einige Sonnensysteme weiter, wenn der Betrug mit dem natürlich gestohlenen Buch auffliegt. Als der Enkel eines einflussreichen Grafen die vereinbarte Summe nicht zur Verfügung hat, besteht Orry, die den Deal durchzieht darauf, dass er ihr, zum Ausgleich der Restsumme, ein altes Familienschmuckstück überlässt.
Kurz darauf ist der Käufer tot, die gesamte imperiale Flotte ist hinter den Kents her. Was nur ist so besonders, so wertvoll an dem Amulett und seinem Stein? Dumm dann, dass der wahre Mörder des Grafen ihnen ebenfalls hinterherjagt – und sie findet. Er ermordet Orrys Vater, entführt ihren Bruder und stößt sie, ohne Raumanzug versteht sich, aus der Luftschleuse ihres eigenen Schiffs. Dass sie trotzdem wieder aufwacht, ist ein Wunder. Dass sie den wahren Verbrecher jagt und dabei der drohenden Invasion der Aliens auf die Spur kommt, tragisch – gerät sie doch so immer mehr ins Visier wahrhaft finsterer und skrupelloser Gegner en masse …
Was ist das für ein Ziegelstein von einem Taschenbuch? Man kann die Handlung bestens unter dem Oberbegriff Space Opera einordnen, erwartet den Leser doch ein Plot, der alles bietet, was man sich von einem solchen Werk erhofft. Eine Kulisse, die von feudal regierten Planeten, riesigen Raumschiffen und finsteren Raumpiraten beherrscht wird, dazu Protagonisten und deren Gegner, die dafür sorgen, dass es uns nicht langweilig wird. Und Langeweile kommt während der Lektüre wirklich nicht auf, stolpert unsere Handlungsträgerin doch von einer tödlichen Situation in die nächste Katastrophe. Dass sie ihr Herz auf dem rechten Fleck hat, macht sie als Figur sympathisch, dass sie allerdings oftmals naiv um nicht zu sagen dumm agiert, ist auch nicht zu überlesen.
Fiese Gegner der mörderischen Art überleben Situationen, die sie eigentlich zu Neutronen zerbröselt haben sollte, kommen immer wieder zurück, um unsere Heldin und ihre Begleiter zu bedrohen. Dazu kommt, dass es der Autor es nicht eben mit der Logik hat. Diese schlägt Kapriolen, der Zufall wird allzu oft bemüht, so dass man bei der Lektüre seinen Kopf getrost auf Urlaub schicken kann.
Nein, das ist jetzt natürlich zu hart, der Autor verspricht und liefert ein munteres Space Opera Abenteuer voller Geheimnisse, verschollenen Rassen, Kommissköpfen und einer Heldin, die sich immer wieder aus aussichtslosen Situationen befreien kann. Das ist sicherlich keine große Literatur, hat keine sonderliche Message oder markten Charaktere dafür unbestritten hohen Bubble-Gum Unterhaltungswert.
Dominic Dulley: Shattermoon – Der zerbrochene Planet.
Heyne, April 2019.
592 Seiten, Taschenbuch, 10,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.
Hallo,
das klingt richtig gut! Auf so eine richtig schöne Space Opera hätte ich auch mal wieder Lust. 🙂
LG,
Mikka