Als seine Mutter nach einem schweren Fahrradunfall im Koma liegt, findet Jack auf ihrem Schreibtisch einen Brief mit einem ihm fremden Namen und einer Ortschaft bei Maine. Um der quälenden Einsamkeit zu entkommen und etwas zu tun zu haben, beschließt er, den Fremden zu finden und ihm den Brief der Mutter zu überreichen. Vielleicht kann dieser Mann ihm sogar etwas über seine eigene Vergangenheit und seinen Vater sagen? Jack setzt alle Hoffnungen auf das Zusammentreffen mit John Gilbert aus Seals Head und macht sich auf das kleine Städtchen im Norden.
Christoph Marzis neuster Roman kommt – so würde man es wohl bezeichnen, wäre „5 Tage im April“ ein Film – ganz ohne Special Effects aus, aber mit dem Marzi-typischen Soundtrack, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Dieser Soundtrack umfasst neben wenigen neuen Künstlern Musik aus den Tiefen der 80er, Bob Dylan etwa oder Bruce Springsteen. Sie singen von leichten Tagen der Liebe und der Schwermut des Verlustes. Beides findet sich auch in „5 Tage im April“. Da ist zuallererst Jack, der sich voller Hoffnung in ein Küstenstädtchen aufmacht, um etwas über die Vergangenheit seiner Mutter und die eigene Herkunft zu erfahren. Dann trifft man auf Sadie, wie sich bald herausstellt die Tochter von John Gilbert. Zwischen Sadie und Jack entsteht sofort eine zarte Verbindung, obwohl sie zum Zeitpunkt des Aufeinandertreffens noch mit einem anderen liiert ist. Ab diesem Zeitpunkt, hat Jack nicht mehr nur ein Ziel, sondern ist zugleich auch fasziniert von dem jungen Mädchen.
Aber „5 Tage im April“ ist bei Weitem keinem Schnulze oder ein purer Liebesroman. Er bewegt sich – wie schon der Soundtrack – zwischen den tollen und nicht so tollen Gefühlen, die das Leben ausmachen. Kann Liebe existieren ohne Hass? Freude ohne Schmerz? Marzis sommerlich leichte Geschichte wirft zwischen den Zeilen genau diese Fragen auf. Dabei eignet sich der Roman nicht nur für Jugendliche, aber vor allem für diese Altersstufe etwa ab vierzehn Jahren. Interessierte junge Erwachsene und Fans des Autors werden hier aber gleichfalls gut bedient. In diesem kleinen Werk zeigt der Autor, was er kann! Das ist zum Beispiel seine Sprachgewandtheit, Sätze mit Finesse, die sich doch ganz leichtgängig lesen lassen.
Fantasy oder Mystery braucht dieser Roman nicht. Er erzählt eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen ist und jedem passieren könnte. Jack ist ein Junge wie jeder andere, ohne dass beispielsweise genau klar wird, wie alt er ist. Seinen Vater hat er nie gesehen, denn der habe die Mutter schon während der Schwangerschaft sitzen gelassen. Seitdem sind diverse Freunde im Haus ein- und ausgegangen. Geblieben ist zuletzt Parker, den Jack überhaupt nicht toll findet. Parker spendet ihm keinen Trost, weshalb er den Weg raus aus der beklemmenden Situation des Unfalls und des Wartens auf Nachrichten wählt. Es maßt an wie ein kleines Abenteuer, als er einfach in die Bahn steigt und sich nach Seals Head durchfragt. Dort wird er sogar deutlich mehr finden als nur Antworten auf die eigene Herkunft.
Alle Daumen hoch für diese sommerlich leichte Lektüre! Durch und durch ein Marzi-Roman, der nicht nur alte Fans begeistern, sondern auch neue auf den Geschmack bringen wird!
Christoph Marzi: 5 Tage im April.
Arena, Juni 2014.
328 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.