Als die 7-jährige Millie Bird im Kaufhaus neben der Frauenunterbekleidung auf ihre Mama warten soll, ist sie guter Dinge. Doch als das Kaufhaus langsam schließt, ist Mama noch immer nicht da! Millie übernachtet im Kaufhaus und es beginnt der erste Tag des Wartens. Im Kaufhaus lernt sie auch den 87-jährigen Karl kennen, der aus dem Altersheim abgehauen ist und sich ihrer annimmt. Als sie aufzufliegen drohen, muss Millie aus dem Kaufhaus flüchten und läuft geradewegs in die Arme der griesgrämigen 82-jährigen Agatha, die in ihrer Nachbarschaft wohnt und von allen für einen Sonderling gehalten wird. Zu dritt begeben sie sich auf die Suche nach Millies Mama.
„Noch so eine Tatsache über die Welt“ ist ein anrührender, besonderer Roman. Die drei Figuren könnten kaum besser getroffen sein. Millie ist neugierig auf die Welt, versteht aber so Vieles nicht. Die Erwachsenen sind mit ihren Fragen oft überfordert und so muss sie sich diese selbst beantworten. Seit ihr Hund überfahren wurde, führt sie in einem Notizheft darüber Buch, welche toten Dinge sie gesehen hat. Als sich auch ihr Vater in die Reihe der toten Dinge einreiht, verändert sich alles. Karl hat ein bewegtes Leben an der Seite einer großen Liebe hinter sich. Doch seit er allein mit der Welt kämpfen muss, ist auch sein Leben nicht mehr dasselbe. Agatha glaubt ebenfalls, dass die besten Zeiten hinter ihr liegen und hat Angst vorm Altwerden. Sie kann nicht fassen, dass das, was sie erlebt hat, alles gewesen sein soll. Verheiratet mit einem Mann, den sie nicht so geliebt hat, wie sie es sich gewünscht hätte, ist ihr Leben an ihr vorübergezogen. Aber vielleicht sind Millie und Karl für sie wie eine zweite Chance?
Das zentrale Thema des Romans ist ganz klar Trauer und doch hat er auch witzige Seiten und Szenen, die zum Schmunzeln anregen. Agatha zum Beispiel ist überkorrekt, macht alles nach genauen Minutentaktungen und lässt sich dabei auch nicht reinreden. Mit diesen wunderbaren Figuren und ihren Geschichten beginnt dieser Roman zu strahlen. Sehr schnell hat man die drei Sonderlinge ins Herz geschlossen und ihre Erlebnisse beginnen zu berühren. Brooke Davis hat ein Händchen für die Zwischentöne, von denen ihr Roman lebt. Sie erzählt feinfühlig von den Schattenseiten des Lebens, ohne dabei die lichten Momente auszulassen oder nicht zu würdigen. In „Noch so eine Tatsache über die Welt“ hat beides seine Berechtigung, die Trauer und die Freude.
Ein ganz wundervoller, lesenswerter Roman!
Brooke Davis: Noch so eine Tatsache über die Welt.
Antje Kunstmann, Juli 2015.
280 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.