Unkraut gibt es ja schon lange nicht mehr. Es musste dem freundlicheren und ein bisschen abenteuerlich klingenden „Wildkraut“ weichen.
Als solches ziert es jeden Straßengraben und verhindert Bauvorhaben.
Dass das Wildkraut nicht die letzte Mutation des Unkrauts ist, beweist das neue Langenscheidt-Unwörterbuch. Das Gestrüpps nennt sich nun –pfui- Spontanvegetation. (S. 131). Klingt irgendwie unerwünscht, wie eine kranke Wucherung in der ansonsten geliebten Natur.
Mit der nächsten E-Mail an die heimatliche Behörde kann, wer das Unwörterbuch gelesen hat, nun eindeutig unzweideutig sagen, was es zu sagen gibt. Mit dem Amt auf Augenhöhe kann er das Dezemberfieber in einem Satz mit der Enterdigung und der Gitterzulage nennen, um erstaunte Sachbearbeiter sodann nach dem Interventionsrindfleisch zu befragen. Was ist daraus noch mal gleich geworden? Ist es womöglich der letalen Verbrämung anheimgefallen?
Ich sehe gerade, dass mein Rechtschreibprogramm kollabiert und möchte daher hinzufügen: Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitdübertragungsverordnung. Ups! Das Wort scheint mein Programm zu kennen! Also doch alles richtig und wichtig, von Abladung (so was finden Sie auch in Ihrem Briefkasten!) bis Zwangsverkammerung (die Verkleinerung der Wohnung eines Hartz-IV-Empfängers, falls diese zu groß sein sollte …)?
Finden Sie es heraus, erweitern Sie Ihren Amtswortschatz und genießen die Illustrationen im Unwörterbuch. Ach was, kaufen Sie es doppelt und legen es Ihrem Lieblingssachbearbeiter auf den Schreibtisch bzw. veranlassen Sie dortselbst eine Abladung des Unwörterbüchleins.
Barbara Kreißl: Unwörterbuch behördisch.
Langenscheidt, Oktober 2013.
128 Seiten, Taschenbuch, 5,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.