Sebastian Fitzek: Noah, gelesen von Simon Jäger

noah„Noah“ ist auf seine Hand tätowiert und er hält es für seinen Namen. Denn er kennt keinen anderen. Er weiß, dass er vor Kurzem angeschossen wurde, aber er weiß nicht warum. Er ist ein Obdachloser in Berlin, aber er hat den Drang, sich um andere zu kümmern. Er ist keiner von denen, die achtlos an den Gefallenen vorbeigehen. Das zumindest weiß er gewiss.

Eines Tages findet er in einer weggeworfenen Zeitung den Abdruck eines Bildes, dessen Maler gesucht wird. Da ist er sich sicher, er ist dieser Maler. Er ruft die Zeitung in New York an und setzt damit seine Rückkehr in ein Leben in Gang, von dem er nicht sicher ist, ob er es nicht besser für immer vergessen hätte. Denn noch immer hat er keine Ahnung, wer ihn umbringen wollte und ob derjenige das noch immer will. Diese Unsicherheit jedoch wird nicht mehr lange andauern.

Ob dieses Hörbuches bin ich zwiegespalten. Auf der einen Seite ist es ein spannendes Hörbuch, das mit verlorener Identität spielt und den Protagonisten in gewohnter Fitzek-Weise an sich selbst und der Welt verzweifeln lässt. Das ist spannend, das nimmt den Zuhörer in der gelungenen Lesung von Simon Jäger mit, das ist super gelungen. Auf der anderen Seite wird das Hörbuch wie auch das Buch mit folgendem Text beworben “ Zur Geburt Jesu Christi lebten 300 Millionen Menschen auf unserem Planeten. Heute sind es sieben Milliarden. Wie viel ist zu viel?…“ Das weckte bei mir eine Erwartungshaltung, die das Buch nicht erfüllen konnte und vielleicht auch gar nicht wollte. Nämlich den Ansatz einer Antwort auf diese Frage. Den gibt es aber nicht und hier scheint mir der Grund nicht darin zu liegen, dass der Autor ausdrücken wollte, dass es einen solchen Ansatz nicht geben kann. Eher macht es den Eindruck, als habe der Autor das Problem thematisieren wollen, dann aber doch nur eine Geschichte geschrieben, die am Rande damit zu tun hat.

So liegt die Motivation des Bösen in diesem Roman zwar darin begründet, dass dieser die Überbevölkerung für katastrophal hält, aber dass seine Lösung keine Lösung ist, steht außer Frage. Was also wird von mir als Leser erwartet? Welche Schlüsse soll ich aus dem Ende ziehen? Damit lässt der Autor mich für meinen Geschmack zu allein und damit bemängle ich nicht, dass ich selber denken soll, sondern dass mir hier die Anstöße dafür fehlen.

Offenbar wollte Sebastian Fitzek auf das Problem der ständig wachsenden Überbevölkerung der Erde aufmerksam machen. Das ist ihm auch gelungen, aber weniger mit der Geschichte des Buches selber als vielmehr mit der wirklich professionell angelegen Kampagne ringsherum. Von der APP bis zu den Plakaten wird die Frage nach der Bevölkerungsdichte immer wieder angerissen, allein im Roman selber dient sie zu kaum mehr als als Plattform für das Böse. Eine Geschichte sollte aber durch sich selbst wirken.

Fazit: Thriller, leider nicht mehr.

Sebastian Fitzek: Noah, gelesen von Simon Jäger.
Lübbe Audio, Dezember 2013.
6 CDs, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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