Patricia Schröder: Fanatisch

Das Leben der 17-jährigen Nara verläuft in geordneten Bahnen. Sie ist ganz gut in der Schule, verbringt viel Zeit mit ihrer Freundin Charlotte und ihrem besten Kumpel Jamie und hat sich in Tobias aus ihrer Jahrgangsstufe verguckt. Doch dann bringt ein kleiner Zettel mit nur wenigen Worten darauf alles ins Wanken. „Stelle dich niemals gegen den göttlichen Willen! Es könnten furchtbare Dinge geschehen.“ Diesen Zettel findet Nara bei sich und misst ihm erst keine allzu große Bedeutung zu. Ein Scherz, was sonst? Doch als der Hund der Familie verschwindet und wenig später mit aufgeschlitzter Kehle gefunden wird, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Nara wird erpresst und gefangen genommen und muss in einem dunklen Zimmer gefesselt ausharren.

Patricia Schröder hat schon vor einigen Jahren mit ihrem Jugendthriller „Blind Walk“ bewiesen, dass sie es versteht, spannende Geschichten zu schreiben. „Fanatisch“ reiht sich hier ohne Probleme ein. Zu Beginn steht ein Zeitungsartikel, der eigentlich schon viel vom Buch vorwegnimmt. Sechs junge Mädchen waren sechs Tage verschwunden, tauchen dann plötzlich mit einer verbundenen Verletzung an der Hand wieder im elterlichen Haushalt auf. Doch sie sprechen nicht über das, was in den letzten sechs Tagen passiert ist. Erst nach diesen Informationen lernt man die Hauptfigur Nara, aus deren Sicht ein Großteil der Geschichte geschrieben ist, kennen. Auch mit diesen Perspektiven spielt Patricia Schröder wunderbar. Teilweise kann man den Täter und weitere Opfer genau beobachten und so kommt noch mehr Spannung auf – falls das überhaupt möglich ist.

Der Roman eignet sich für Jugendliche ab etwa 15 Jahren, die spannende Geschichten mögen. Denn das gibt es hier zu Genüge: Spannung. Und zwar so viel, dass die Lesezeit wie im Flug vergeht. Und dabei kann die Zielgruppe sogar noch etwas Wichtiges lernen, denn es gibt einige Bezüge auf Fanatismus und Religion im Allgemeinen. Schröder stellt auch die Frage, wie viel Raum Glaube im Leben eines Menschen einnehmen sollte und setzt sich mit dem Thema Schuld auseinander. Denn Nara fragt sich nicht nur einmal, ob sie Schuld hat. Zum Beispiel am Tod des Familienhundes. Dabei ist sie in ihren Gedankengängen glaubhaft und löst das Mysterium um sich und die anderen verschwundenen Mädchen so, wie eine junge Frau ihren Alters es lösen würde. Und das macht „Fanatisch“ so besonders. Obwohl die Geschichte keinesfalls alltäglich ist, hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, sie wäre konstruiert. Alles nimmt einen nachvollziehbaren Verlauf und am Ende gibt es sogar mehr als eine Überraschung, die der Autorin sehr gelungen ist.

Daumen hoch für diesen spannenden Roman, der sich wirklich super lesen lässt! Bitte mehr davon!

Patricia Schröder: Fanatisch.
Coppenrath, Februar 2018.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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Ein Kommentar zu “Patricia Schröder: Fanatisch

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