Mick Schulz: MS Mord – Tödliches Nordlicht

Da hat ein Autor seine neue „Nische“ im Genre Kriminalroman gefunden. Der 1959 in Bonn geborene Mick Schulz veröffentlicht seinen zweiten Kreuzfahrt-Krimi. Ermutigt durch den großen Erfolg des ersten (2018 veröffentlichten) Bandes der MS Mord Reihe, nimmt er nun seine Leserinnen und Leser mit auf die legendäre Postschiffroute entlang der norwegischen Küste. Werden die Reisenden mit dem einzigartigen Naturschauspiel der Aurora Borealis, dem flackernd grünen Polarlicht belohnt?

Der Autor kennt den Weg! Dies spürt der Leser recht schnell. Der Autor weiß, wovon er schreibt. Er ist schon auf den Postschiffen der Hurtigruten gefahren. Er kennt die Häfen, Städte und Routen. Und noch etwas ist zu spüren, wenn man Mick Schulz ließt. Der Autor ist ein echtes Multitalent: Er liebt die Literatur, er kennt sich aus in der Philosophie und er ist musikalisch begabt. Darum studiert er Musik und erlernt das Dirigat am »Mozarteum« in Salzburg. Schulz geht an die Oper, ohne jedoch seine literarische Ader zu vernachlässigen. So ist es nur eine Frage der Zeit, dass er das Schreiben als neue Passion für sich entdeckt. Er verfasst Kurzgeschichten, Erzählungen und Romane. Im Harz schlägt er neue Wurzel. Ob der Autor auch im Krimi-Genre weitere Wurzel treibt, wird auch die Lektüre von „MS-Mord – tödliches Nordlicht“ zeigen.

Eine Seefahrt – die ist lustig? Zunächst ist an Bord der „Norwegian Legend“ alles wie immer. Das traditionell hervorragende Essen begeistert die Reisenden. Die wunderbare Küstenlandschaft zieht alle in ihren Bann und die Vorfreude auf das erhoffte Naturschauspiel erzeugt eine heitere und angenehme Atmosphäre an Bord.

Aber schnell wird diese heitere Leichtigkeit von Angst und Hass getrübt. Bei näherem Hinschauen scheint es „die heile“ Kreuzfahrtwelt nicht zu geben. Familienstreitigkeiten, Rachepläne und radikale Umweltaktivisten lassen auf hoher See keine Ruhe aufkommen. Angst macht sich unter der Besatzung und den Reisenden breit. Wird eine Konzernchefin von ihrem Enkel aus dem Unternehmen herausgemobbt? Wie verläuft die Begegnung einer ehemaligen Opernsängerin mit dem Mann, der ihr Leben zerstört hat? Und wird der radikale Umweltaktivist es schaffen, ein „Zeichen“ gegen die Umweltzerstörung zu setzen?

In einem Interview gibt Mick Schulz zu bedenken: „Ich schreibe Krimis wie das Leben. Mir geht es weniger um die althergebrachte Tätersuche, vielmehr darum, wer am Ende das Spiel des Lebens verliert und zum Mörder wird. Vielleicht ist diese Sichtweise bezeichnend für meine Krimis. […] Ein guter Krimi ist meistens ein Gesellschaftsroman“, so Schulz, und für ihn die treibende Motivation, in diesem Genre zu schreiben. „In meinen Romanen bleibe ich am Puls der Zeit, halte Momente fest, die den zappelnden Menschen zwischen Schuld und Hoffnung zeigen.“

Ein Roman, der die Lesenden lange auf die Folter spannt! Die Spannung baut sich nur langsam auf. Sie ergibt sich nicht nur aus der Tatsache, dass ein Massenmord verhindert werden muss. Dabei bleiben die Motive der Attentäter unkonkret und blass. Mick Schulz setzt offensichtlich einen anderen Schwerpunkt, indem er die Lebensproblematik seiner Protagonisten ausführlich aufbaut und mit den ökologischen Fragwürdigkeiten der Kreuzfahrtindustrie verbindet.

Ich empfand dies als etwas gewagt und hatte bei der Lektüre des Stoffs damit meine Probleme. Eine geballte Ladung an Problemthemen erden vom Autor angesprochen: Das intergenerative Miteinander in einem Wirtschaftsunternehmen, unverarbeitete Beziehungsprobleme (von Hass bis Suizid) und unbearbeitete Eltern-Kind-Konflikte, die tödlich enden, Sorge um die Umwelt. Für mich war das zu viel.

Der Autor bedient sich einer leichten Sprache. Dass er jedoch viele Sätze nicht beendet und vom Leser erwartet, dass er es in Gedanken selbst tut, empfand ich als schwierig. Bei mir zumindest hat diese, sicherlich bewusst eingesetzte Methode Nähe zum Leser aufzubauen nicht funktioniert. Ich habe öfter den Faden verloren. Darum keine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Mick Schulz: MS Mord – Tödliches Nordlicht.
Gmeiner Verlag, Juli 2019.
280 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.

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Ein Kommentar zu “Mick Schulz: MS Mord – Tödliches Nordlicht

  1. Hallo,

    mein Mann und ich waren schon ein paar Mal in Norwegen mit Hurtigruten unterwegs – ich liebe die MS Lofoten, das kleinste, älteste Schiffchen der Flotte. 🙂 (Mit den riesigen neuen Schiffen, diesen schwimmenden Hotels, möchte ich alleine aus ökologischen Gründen nicht fahren!) Da wäre dieses Buch ja eigentlich Pflichtprogramm, auch wenn es nicht so klingt, als sei es unbedingt ein gelungener Titel.

    Obwohl ich mich beim Anblick des Covers schon wieder leicht enttäuscht fühle! Für mich sieht das Polarlicht absolut grau aus. Ich sehe da kein grün oder blau, es wabert nur über den Himmel wie dichter Nebel. Ich fühle mich persönlich vom Nordlicht vera….

    LG,
    Mikka

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