Es ist der Tag der Verlobung von Prinzessin Shiori. Sie soll mit irgendeinem ihr unbekannten Typen aus dem Norden vermählt werden. Doch bevor es dazu kommt, überschlagen sich die Ereignisse. Shiori verbirgt seit langem ein magisches Talent, welches im Reich ihres Vaters allerdings verboten ist. Ihre Stiefmutter Raikama entdeckt die geheime Fähigkeit und verflucht Shiori und ihre sechs Brüder. Das Mädchen hat plötzlich eine Holzschale auf dem Kopf und darf nicht mehr sprechen. Nur ein Wort aus ihrem Mund und einer der sechs Brüder muss sterben. Die Brüder unterdessen verwandeln sich tagsüber in Kronenkraniche, nachts unter Schmerzen zurück in Menschen. Alle sieben werden außer Landes gebracht und Shiori muss sich als stumme Küchenhilfe Lina allein durchschlagen. Doch sie hat ein Ziel: Ihre Brüder retten und Raikama, die auf den Thron des Vaters schielt, das Handwerk legen. Daran wird eine lausige Holzschale sie nicht retten!
Für mich ist „Die sechs Kraniche“ einer der besten Jugendromane des Jahres. Eine sehr abwechslungsreich erzählte Geschichte, die sehr faszinierend aufgebaut ist. Shiori hält ihre magische Fähigkeit geheim. Bis vor kurzem wusste sie diese noch gar nicht einzuschätzen. Sie hat einen aus Papier gefalteten Kranich zum Leben erweckt und Kiki getauft. Vor allem als sie durch den Fluch stumm ist, erweist sich Kiki als wichtige Verbündete. Der Papiervogel findet Dinge für Shiori heraus, warnt sie, wenn ihr etwas komisch erscheint und ist eines der wenigen Wesen, mit denen Shiori über Gedanken kommunizieren kann.
Magie ist im Reich verboten und verbannt. Deshalb darf auch niemand wissen, dass Shiori magische Fähigkeiten hat. Diese scheinen nicht stark, aber ausgebildet hat nun auch niemand das Mädchen. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass in ihrer Umgebung manchmal einfach seltsame Dinge passieren. Erst ein Drache, dem sie zufällig begegnet, stupst sie mit der Nase auf ihr Talent und hilft ihr, dieses ansatzweise zu beherrschen.
Die Geschichte ist sehr vielseitig, toll erzählt und immer wieder spannend. Alle Figuren scheinen dunkle Geheimnisse zu haben und immer wieder dreht sich alles um 180 Grad, wenn eine Figur ihr wahres Gesicht zeigt. Dadurch wird es nie langweilig und fast alle Fans von magischen Geschichten mit einem Hauch Mystik und Liebe kommen auf ihre Kosten. Geeignet ist der Roman für ein Publikum ab 15 Jahren.
Im Januar 2023 soll mit „Der Schwur des Drachens“ ein zweiter Teil herauskommen.
Elizabeth Lim: Die sechs Kraniche.
Aus dem Englischen übersetzt von Birgit Schmitz.
Carlsen, März 2022.
480 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.