Es gibt unzählige Biografien über Adolf Hitler. Einige davon wie die von Kershaw, Bullock, Fest oder auch Haffners „Anmerkungen zu Hitler“, sind längst Standardwerke. Aber diese Biografie ist anders. Zunächst einmal richtet sie sich ausdrücklich an Jugendliche. Dementsprechend leicht, aber nicht seicht ist die Sprache gehalten. Sandkühler führt sein Buch nicht entlang der üblichen historischen Zeiteinteilungen, sondern teilt selbst in 7 Kapitel: Der Versager – Der Aufsteiger – Der „Führer“ – Der Kriegsherr – Der Massenmörder – Der Höhlenbewohner – Der Untote.
Der Hanser-Verlag bewirbt das Buch mit „Wie Hitler wurde, was er war – eine Reportage auch für Leser ohne geschichtliche Kenntnisse“. Was stimmt, ist dass das Buch schlüssig ist auch ohne geschichtliche Vorkenntnisse. Historische Hintergründe werden erläutert, aber nicht so detailliert, dass man als unbeleckter Leser abschalten würde. Reportage ist auch richtig, denn der Autor bemüht sich, die Lebensgeschichte des Diktators erzählerisch darzustellen wo immer es geht. Immer geht es nicht. Er beginnt mit der Kindheit, soweit sie bekannt ist und endet nicht mit dem Selbstmord, sondern mit dem, was die Folgegenerationen aus dem Hitlerbild gemacht haben, ein sicher nicht unwichtiger Beitrag.
Allein der Anspruch „Wie Hitler wurde, was er war“ erwies sich als schwierig zu erfüllen. „Wie gelang sein politischer Aufstieg? Wie versah er seine Rolle als ‚Führer‘, als Kriegsherr, als Massenmörder? Wie verbrachte er seine letzten Monate als eine Art Höhlenwesen im Bunker?“ All diese im Klappentext auf geworfenen Fragen wurden beantwortet, denn all diese Fragen kann man mit einer Darstellung dessen, was die historische Forschung darüber ans Tageslicht gebracht hat beantworten. Trotzdem bleibt immer ein Stück „Aber warum? Wie kann jemand auf solche Gedanken verfallen? Und warum hat das niemand bemerkt oder bemerken wollen?“ zurück. Ein diffuses Unbehagen von Verstehen, dass ein Irrer an der richtigen Schaltstelle eine Menge Leid verursachen kann.
Sandkühler räumt aber auch mit vielen Vorurteilen auf, die sich längst in den Köpfen der Menschen festgesetzt haben. Hitler hasste Juden, weil seine Mutter von einem jüdischen Arzt falsch behandelt worden war? Stimmt nicht und hat nicht mal Hitler selbst geglaubt.
Insgesamt ist Adolf H. gerade und besonders durch seine leichte Lesbarkeit ein wichtiges Buch, nicht nur für Jugendliche.
Thomas Sandkühler: Adolf H. – Lebensweg eines Diktators.
Hanser, März 2015.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.