Philippa Perry: Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen

So ungewöhnlich der Titel, so vielversprechend ist er auch. Ein Buch, von dem man sich wünscht, die eigenen Eltern hätten es gelesen? Das klingt interessant. Und mein Interesse hat es auch geweckt. Zumal ein Buch, das als Nr.-1-Bestseller in Großbritannien beworben wird, so schlecht nicht sein kann. Aber ist das wirklich so? Ich habe es gelesen und hier ist meine Einschätzung.

Geschrieben wurde es von Philippa Perry, die seit zwanzig Jahren als Psychotherapeutin in London arbeitet. Ein Satz am Anfang des Buches beschreibt meiner Meinung nach gut, worum es der Autorin geht: „Dieses Buch ist für Eltern, die ihre Kinder nicht nur lieben, sondern auch mögen wollen.“ (Seite 13)

Es geht ihr im Wesentlichen um die Beziehung zwischen Eltern und Kind, die letztlich durch die Erwachsenen geprägt und gesteuert wird. Zudem um das Erkennen und den Umgang mit den Gefühlen des Kindes. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kommunikation, die sowohl von Eltern als auch von Kindern nicht nur über Sprache erfolgt. Gerade ganz kleine Kinder können sich verbal noch nicht ausdrücken, weshalb es an den Eltern ist, besonders aufmerksam auf sie zu achten. Problematisch wird es beispielsweise, wenn Eltern sich intensiv ihrem Smartphone zuwenden und dem Kind zwar körperlich nahe sind, aber nicht wirklich aufmerksam bei ihm. Philippa Perry sagt dazu: „Sie entziehen ihm (dem Kind) sonst nicht nur den Kontakt, sondern schaffen sogar eine Leere in ihm.“ (Seite 168). Weiterlesen

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Joshi Nichell: Volles Glück voraus: Per Anhalter nach Feuerland. Meine Reise ins Vertrauen.

Joshi Nichell ist 18 Jahre alt, als er sich nach dem Abitur auf seine Traumreise nach Südamerika begibt. Es soll keine Reise mit dem Flugzeug als Pauschaltourist werden. Nein, Joshi will die Strecke per Anhalter zurücklegen. Auch den Atlantik will er so überqueren.

Im Oktober 2016 geht es los. Zunächst mit dem Auto nach Benidorm / Calpe in Spanien, wo bereits das erste Boot wartet, auf dem Joshi über das Internet eine Mitfahrgelegenheit gefunden hat. Von hier aus geht es über einen Zwischenstopp in Marokko durch die Straße von Gibraltar nach Gran Canaria, von dort aus nach La Gomera, Teneriffa und schließlich über den Atlantik in die Karibik. Zu diesem Zeitpunkt sind von den ursprünglich geplanten 10 Monaten Reisezeit bereits mehr als 3 Monate vergangen. Dabei geht die Tour durch Südamerika, die Joshi bis nach Feuerland führen wird, nun erst richtig los.

Um es vorweg zu nehmen: Selten habe ich beim Lesen eines Buches zugleich so viel Spaß gehabt und mich gleichzeitig immer wieder so tief in meinem Inneren berührt gefühlt, wie bei diesem Reisebericht. Jede Zeile (und auch die zahlreichen Fotos) lassen den Leser die Reise hautnah miterleben. Man spürt die riesige Begeisterung, mit der Joshi Nichell unterwegs war. In den unglaublich lebendigen Schilderungen der Etappen seiner Reise werden immer wieder sein Staunen über die Schönheit der Welt und sein (Gott)vertrauen deutlich, das ihn während der 21 Monate, die die Reise schließlich dauern sollte, nie verließ. Weiterlesen

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Der Jugendrat der Generationen Stiftung: Ihr habt keinen Plan. Darum machen wir einen.

Der Jugendrat der Generationen Stiftung ist, nach eigener Beschreibung im Buchumschlag, „eine Plattform, die motivierten Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Aktivist*innen den Raum und die Werkzeuge gibt, um politische und zivilgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.“ Unterstützt und gefördert werden die jungen Menschen unter anderem vom Wissenschaftler Harald Lesch.

So hat dieses Buch nicht nur einen Autor, sondern gleich acht. Es sind junge Menschen zwischen zwanzig und dreißig, die sich entschlossen haben, im Jugendrat aktiv zu werden und dabei nicht nur Stellung zu den Problemen unserer Gesellschaft zu beziehen, sondern auch einen Plan zu deren Lösung zu vorzulegen. Das tun sie in Form von 100 Forderungen, die thematisch geordnet, zunächst erläutert und im Anhang nochmals übersichtlich dargestellt werden. In diesem Sinn bietet das Buch tatsächlich eine Art Handlungsplan, der unsere Gesellschaft und unsere Welt besser machen kann.

Einige Themen, die angesprochen werden und für die die Gruppe Pläne vorlegt, sind die Klimakrise, soziale Gerechtigkeit, die Arbeitswelt, Bildung, Abrüstung und die digitale Zukunft. Eine durchaus umfassende Abhandlung also, die jeweils mit rund zehn klaren Forderungen verknüpft ist. Weiterlesen

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Daniel Suarez: Delta-V

Die Erde im Jahr 2032: der Milliardär Nathan Joyce ist einer der Männer, die ihre Unternehmungen über die Erde hinaus in den Weltraum ausweiten möchten. Sein Ziel ist es, die Ressourcen auszuschöpfen, die der Asteroid Ryugu beherbergt. Doch die für ein solches Unternehmen erforderlichen Technologien sind noch neu und unerprobt. Daher sucht er im Rahmen eines harten Auswahlprozesses ein Team von Wissenschaftlern und Abenteurern aus, die mit einem Raumschiff zum Ryugu fliegen und dort Rohstoffe abbauen sollen.

Einer der Auserwählten ist der Höhlenforscher James Tighe, der sich schließlich zusammen mit sieben anderen auf die Reise zu dem über 100 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Asteroiden macht. Sie fliegen mit einem extra für diese Mission neu entwickelten Raumschiff und begeben sich auf eine Mission, wie sie die Menschheit bis dahin noch nicht unternommen hat: über einen Zeitraum von vier Jahren sollen die acht Personen beim Ryugu bleiben, dort Rohstoffe abbauen und diese zur Erde schicken.

Das Ganze ist keine leichte Mission, denn vor Ort treten immer wieder Problem auf, die Tighe und seine Gefährten lösen müssen. Die Zweifel, ob sie tatsächlich vier Jahre so fern der Erde werden überleben können, wachsen beständig. Als eines Tages dann auch noch der lebenswichtige Funkkontakt zur Erde abbricht, ist die Verzweiflung groß. Was ist geschehen? Und wie sollen sie jemals wieder zur Erde zurückkehren? Weiterlesen

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Michael Köhlmeier: Wenn ich wir sage

Michael Köhlmeier wurde für sein literarisches Schaffen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Vor einigen Jahren erlangte er durch seine Schilderungen der antiken Sagenwelt im Fernsehen zusätzliche Bekanntheit. (bei Interesse: viele Folgen sind auf Youtube verfügbar)

In seinem nun vorliegenden Buch beschäftigt sich Köhlmeier mit der Frage nach dem ‚Wir‘. Was bedeutet es, ‚Wir‘ zu sagen? Wer sind ‚Wir‘? Und gibt es unterschiedliche Bedeutungen des ‚Wir‘ in Abhängigkeit vom jeweiligen Kontext?

Ein Thema, das nicht so zugänglich ist, wie es zunächst scheinen mag. Und ein Thema, mit dem sich zu beschäftigen auch gar nicht so philosophisch und realitätsfern ist, wie man zunächst vielleicht vermuten könnte. Denn der Umgang mit dem ‚Wir‘ definiert unseren Umgang mit den Menschen, die um uns herum sind. Mit unserer Familie, mit unseren Freunden und mit allen anderen Menschen, die uns alltäglich umgeben.

Gerade beim letzten Punkt wird die Aktualität und Wichtigkeit von Köhlmeiers Überlegungen deutlich. Welche Bedeutung hat das ‚Wir‘, wenn wir an das Land denken, in dem wir leben? Sind ‚Wir‘ dann alle Menschen, die in Deutschland (oder Österreich, Europa … ) leben? Ganz egal, ob sie ursprünglich in einem anderen Teil der Welt geboren wurden? Oder bezieht sich dieses ‚Wir‘ nur auf die Menschen mit der ‚richtigen‘ Nationalität? Weiterlesen

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Jonathan Safran Foer: Wir sind das Klima!

„Die größte Herausforderung besteht darin, so viel zu retten, wie noch zu retten ist: so viele Bäume, Eisberge, Grade, Arten und Leben – bald, schnell und ohne Aufschub.“ (Seite 165)

Jonathan Safran Foer ist ein amerikanischer Autor, der vor einigen Jahren mit seinem Sachbuch ‚Tiere essen‘ bekannt wurde; einem eindringlichen Plädoyer für eine zumindest vegetarische Ernährungsweise. In seinem neuen Buch befasst er sich nun mit einem weiteren wichtigen und brandaktuellen Thema: der Klimakrise.

Die durch den Klimawandel drohenden Katastrophen sind nicht erst seit Greta Thunberg und der Fridays-for-Future-Bewegung bekannt. Bereits Al Gore machte Ende der 90er-Jahre mit ‚Eine unbequeme Wahrheit‘ auf diese uns alle betreffende Thematik aufmerksam. Die Zahl der Wissenschaftler, die die globale Erwärmung durch Untersuchungen belegt haben und immer wieder belegen, ist enorm. Zahlreiche Belege für den Klimawandel, wie Wirbelstürme und Flutkatastrophen, sind mittlerweile auch in den Nachrichten zu sehen. Und dennoch ist das Thema für die meisten Menschen nicht relevant.

Warum ist das so? Mit dieser Frage beschäftigt sich Jonathan Safran Foer unter anderem in seinem Buch. In zum Teil sehr persönlichen und sehr nachdenklich machenden Kapiteln geht er der Frage nach, warum das Problem des Klimawandels von vielen Menschen ignoriert oder sogar in Frage gestellt wird. Immerhin ist es ein Problem, das in den kommenden Jahrzehnten dafür sorgen wird, dass unsere Welt sich deutlich zum Negativen verändern wird. Weiterlesen

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Mark Forsyth: Eine kurze Geschichte der Trunkenheit

Wem es bislang noch nicht klar war, dem wird spätestens mit der Lektüre von Mark Forsyths unterhaltsamen Buch ein Licht aufgehen: Alkohol und Trunkenheit haben in der Geschichte der Menschheit schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Der Leser wird in jedem der 18 Kapitel durch eine andere Epoche bzw. Zivilisation der Menschheitsgeschichte geführt und erfährt, welche Rolle der Alkohol dort spielte.

Es beginnt bereits in der Frühgeschichte der Menschheit. So fand man in der uralten Stadt Göbekli Tepe (Türkei) große Steinwannen, in denen sich vermutlich Alkohol befand, wenn an diesem Ort die damals noch als Jäger und Sammler umherstreifenden Menschen zusammenkamen. Überhaupt, vermutet Forsyth, könne Bier durchaus eine wichtigere Rolle beim Sesshaft werden der Menschen gespielt haben als allgemein angenommen, da es ähnlich nahrhaft wie Brot ist, aber wesentlich leichter herzustellen.

Nach diesem Einblick in die Frühzeit führt Forsythe den Leser weiter nach Mesopotamien, wo die Sumerer sogar eine Göttin des Bieres hatten. Sie trug den Namen Nikasi. Weiter geht es mit einer äußerst aufschlussreichen Schilderung des, nun ja, eher entspannten Verhältnisses, das die alten Ägypter zum Alkoholgenuss und dessen Folgen hatten sowie dem deutliche komplizierteren Umgang, den die Griechen insbesondere mit dem Wein pflegten. Weiterlesen

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Thomas Vaucher: Der General

Paris am 10. August 1792. Es ist der Tag des Tuileriensturms. Die Schweizergarde hat den Auftrag, den Tuilerienpalast, die königliche Residenz, zu bewachen. Doch die Französische Revolution ist in vollem Gange. König Ludwig XVI. ist mit seiner Familie in die Nationalversammlung geflohen. Die Schweizer stehen vor der Aufgabe, einen leeren Palast vor dem Ansturm der aufgebrachten Volksmassen schützen zu müssen.

Unter ihnen der Gardist Johann Gobet. Trotz allen Einsatzes muss er mit ansehen, wie die Schweizer immer weiter dezimiert werden. Es gibt viele Tote auf beiden Seiten, doch schließlich gewinnt das Volk die Oberhand. Ein anderer Gardist, Hauptmann von Erlach, übergibt Johann kurz vor seinem Tod ein Lumpenbündel mit einer darin eingewickelten Speerspitze. Johann erhält den Auftrag, sie keinesfalls in die Hände der Aufständischen fallen zu lassen. Nun bleibt ihm nur noch die Flucht durch die Straßen des von wütendem Volk brodelnden Paris…

Thomas Vaucher ist ein Schweizer Autor, der mit ‚Der General‘ einen weiteren historischen Roman vorlegt, der sich mit einem Stück der Schweizer Geschichte beschäftigt. In diesem Fall ist es die Rolle der Schweizergarde zur Zeit des Tuilerienstrums und die Zeit der helvetischen Republik. Weiterlesen

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Christian Tielmann: Unsterblichkeit ist auch keine Lösung

Goethe und Schiller im Jahr 2014 auf einer Lesereise durch den Harz? Und das in einem Alter von jeweils deutlich über 200 Jahren? Das ist die völlig verrückte und doch großartige Idee, die hinter dem Romandebüt von Christian Tielmann steht.

Der Verleger Cotta möchte den Absatz der insbesondere von den beiden Herren geschriebenen Klassiker wieder ankurbeln. Da Goethe und Schiller in Christian Tielmanns Geschichte nicht etwa schon vor langer Zeit verstorben sind, sondern in Weimar bzw. Jena leben und sich durchaus guter Gesundheit erfreuen, ist das an sich kein Problem. Und die beiden Herren lassen sich auch darauf ein. Goethe freilich mit deutlich mehr Widerwillen als Schiller.

Ganz einfach wird die Lesereise dann auch nicht. Auch deshalb, weil die geplanten Lesungen vornehmlich vor Schülern stattfinden, denen die großen Namen und die Werke der beiden so gar nichts sagen. Ein Umstand, mit dem Schiller deutlich besser zu Recht kommt und es dann auch tatsächlich schafft, bei der Lesung eines von ihm verfassten Fantasy-Romans das Interesse der jungen Leser zu wecken. Weiterlesen

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Rutger Bregman: Utopien für Realisten

Eine Arbeitswoche mit nur 15 Stunden? Geldgeschenke an Bedürftige? Bedingungsloses Grundeinkommen für alle? Unvorstellbar? Unsinnig? Nicht realisierbar? Nicht, wenn es nach Rutger Bregman geht. In seinem Buch ‚Utopien für Realisten‘ stellt er dar, dass solche Ideen alles andere als unrealistisch sind. Wir müssen uns nur trauen, sie in unserem Denken auch wirklich zuzulassen. Denn, so sagt er, ein Problem, das wir haben, ist, dass es uns so gut geht, dass wir uns solche Dinge gar nicht vorstellen können.

Im Unterschied zu einem Leibeigenen des Mittelalters oder einem Arbeiter zur Zeit der Industrialisierung ist unser Lebensstandard so hoch, dass wir gar nicht mehr wirklich nach weiteren Verbesserungen streben, sondern vielmehr davon ausgehen, dass die Zukunft nur schlechter werden kann. Und genau da sieht Bregman die Gefahr: dass diese Vorstellung dann tatsächlich zur Wirklichkeit wird.

Das ist aber nach seinen Untersuchungen überhaupt nicht nötig. Denn es gibt bereits zahlreiche Erfahrungen, die in der Praxis gezeigt haben, dass beispielsweise ein bedingungsloses Grundeinkommen fast nur positive Auswirkungen hat. Das Leben der Menschen verbessert sich und auch die Staatsausgaben sinken. Denn durch die festen und von Bedingungen unabhängigen Zahlungen reduzieren sich zum Beispiel Verwaltungskosten ganz erheblich. Weiterlesen

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