Die Erde im Jahr 2032: der Milliardär Nathan Joyce ist einer der Männer, die ihre Unternehmungen über die Erde hinaus in den Weltraum ausweiten möchten. Sein Ziel ist es, die Ressourcen auszuschöpfen, die der Asteroid Ryugu beherbergt. Doch die für ein solches Unternehmen erforderlichen Technologien sind noch neu und unerprobt. Daher sucht er im Rahmen eines harten Auswahlprozesses ein Team von Wissenschaftlern und Abenteurern aus, die mit einem Raumschiff zum Ryugu fliegen und dort Rohstoffe abbauen sollen.
Einer der Auserwählten ist der Höhlenforscher James Tighe, der sich schließlich zusammen mit sieben anderen auf die Reise zu dem über 100 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Asteroiden macht. Sie fliegen mit einem extra für diese Mission neu entwickelten Raumschiff und begeben sich auf eine Mission, wie sie die Menschheit bis dahin noch nicht unternommen hat: über einen Zeitraum von vier Jahren sollen die acht Personen beim Ryugu bleiben, dort Rohstoffe abbauen und diese zur Erde schicken.
Das Ganze ist keine leichte Mission, denn vor Ort treten immer wieder Problem auf, die Tighe und seine Gefährten lösen müssen. Die Zweifel, ob sie tatsächlich vier Jahre so fern der Erde werden überleben können, wachsen beständig. Als eines Tages dann auch noch der lebenswichtige Funkkontakt zur Erde abbricht, ist die Verzweiflung groß. Was ist geschehen? Und wie sollen sie jemals wieder zur Erde zurückkehren?
Frank Schirrmacher bezeichnete Daniel Suarez einmal als den ‚Jules Verne des digitalen Zeitalters‘. Dass Suarez diese Bezeichnung zu Recht trägt, stellt er mit ‚Delta-V‘ erneut unter Beweis. Das Buch ist ein wirklicher Science-Fiction-Roman. Mit ‚wirklich‘ meine ich, dass die gesamte Handlung aus heutiger Sicht absolut realistisch vorstellbar ist und im Jahr 2032 tatsächlich so passieren könnte. Genau das ist eine Art Markenzeichen von Suarez, denn auch die Plots seiner anderen Roman spielen in einer so realistisch gestalteten nahen Zukunft, dass man das Gefühl hat, man könnte sie anfassen, wenn man den Arm ausstreckt.
Ausschlaggebend dafür ist auch, dass Suarez sehr gut recherchiert und in der Lage ist, komplexe Technologien in seinem Romanen sehr gut darzustellen und zu erklären. Auch hier drängt sich der Vergleich zu Jules Verne auf, der zum Beispiel in seinem Roman ‚20000 Meilen unter dem Meer‘ ein Atom-U-Boot detailliert erläuterte, obwohl es das zu seiner Zeit noch nicht einmal annähernd gab. Ähnlich verhält es sich in ‚Delta-V‘ mit dem Raumschiff Konstantin, das Suarez so klar erklärt (inklusive Skizze im Anhang des Buches), dass man sich fast wundert, dass so ein Schiff nicht bereits gebaut wurde.
Doch das ergänzt letztlich nur eine weitere (und für einen Autor noch wichtigere) Fähigkeit von Daniel Suarez: er schreibt spannend und unterhaltsam. Trotz aller Details verliert er sich nie in ausführlichen technologischen Erklärungen. Alles ist immer in die spannende und zum Weiterlesen anregende Handlung integriert. Genauso, wie es sein soll!
Die bisherigen Bücher von Daniel Suarez haben mir bereits alle sehr gut gefallen und das ist mit ‚Delta-V‘ nicht anders. Ich bin rundum begeistert kann das Buch nur empfehlen. Für Liebhaber wirklich Science-Fiction und die Fans von Daniel Suarez ist es ohnehin ein Muss.
Daniel Suarez: Delta-V.
Rowohlt, Dezember 2019.
560 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Christian Rautmann.
Flug des Phoenix im Weltall
Ich fand Delta-V auch sehr spannend und litt mit den Figuren. Vermutlich ist Suarez sogar ein guter Blick auf die technischen Möglichkeiten in gut einem Dutzend Jahren gelungen. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch. Ich hielt bereits den grundsätzlichen Plot bei Flug des Phoenix für unglaubwürdig. Dass eine ähnliche Nummer sogar im Weltraum funktionieren kann, naja, muss man nicht glauben.