Seit Wochen haben sich Grace und ihre Freunde auf den Tanzworkshop gefreut, der sie als Performance-Truppe auf ein Kreuzfahrtschiff in den Pazifik bringt. Vor zahlreichen Reisenden sollen sie hier mehrere Wochen eine Show tanzen – ein wahrer Traum! So packen sie also ihre Glätteisen, Nagellack in verschiedenen Farben und die neusten Handys ins Gepäck und stürzen sich in das Abenteuer. Das verläuft jedoch ganz anders als sie es sich erträumt haben. Schon bevor sie auf dem Kreuzfahrtschiff ankommen erleiden die Jugendlichen und ihr nur Spanisch sprechender Begleiter Cruz Schiffsbruch und landen schließlich auf einer abgelegenen Insel, die schnell sehr geheimnisvoll und gefährlich wirkt. Und das Schlimmste: Keins der mitgebrachten Handys hat Empfang und eine Steckdose fürs Glätteisen gibt es vorerst auch nicht!
Wow, bei diesem Buch muss man Einiges aushalten können! Eine gewisse Affinität zu Glätteisen, Haaremachen und Schminken als Lebensaufgabe sollte wohl vorausgesetzt sein. Grace Freunde sind allesamt sehr oberflächlich. Aus gutem Hause stammend, sind sie es durch die Reihe nicht gewohnt, sich selbst etwas zu Essen zu kochen oder auch nur einen Finger zu krümmen, um etwas zu erreichen. Der steinreiche Daddy lässt das neuste Apple-Produkt springen, die Kleidung ist immer hipp (wenn auch nach dem Schiffsbruch genauso nass wie billige Fummel aus dem Discounter) und man bleibt unter Seinesgleichen. Wie Grace in die ganze Geschichte hineingerutscht ist, ist eher undurchsichtig. Denn die Autorin versucht, von dem jungen Mädchen das Bild eines Normalos heraufzubeschwören, der nicht viel auf Kleidung und Äußerlichkeiten gibt, sondern gern hinter die Fassade schaut. Sehr überzeugend wirkt das zwischen all den Beauty-Produkten allerdings nicht.
Mit der Zeit zeigt sich, dass die Insel ein düsteres Geheimnis birgt, das eigentlich nur Grace und Cruz, der sich dann doch noch dazu entschließt zumindest mit ausgewählten Personen Englisch zu reden, genau erkennen. Er beschwört die Geschichte einer vor Jahrzehnten ins Exil geschickten Wahrsagerin herauf, die sogar ganz gut für Stimmung und Spannung sorgt, wären da nicht diese fürchterlich oberflächlichen Jugendlichen am Strand, die sich von Klischees ernähren und natürlich die meiste Zeit damit verbringen, sich über höher, besser, weiter zu streiten.
Ein Roman, der hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Schwer zu ertragen Figuren treffen auf eine Idee, die eigentlich nicht die schlechteste war, aber völlig untergeht.
Siobhan Curham: Shipwrecked.
Planet Girl, August 2014.
304 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.
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