Nachdem ich das satirische Handgepäck ausgepackt – und es mir in Köln mental gemütlich gemacht habe, muss ich gleich eins sagen: hoffentlich kommt keiner auf den Gedanken, so etwas über das Ruhrgebiet zu schreiben. Es gibt schon, so weiß ich jetzt, das Gleiche aus Berlin und Hamburg; ok, aber Nürnberg auch schon? Kann ich mir nicht vorstellen. Und das Ruhrgebiet ist zu groß, zu weit und sagen wir es in echt: zu zerrissen, bei aller Gemeinsamkeit. Ich hoffe, die in Frage kommenden Kollegen, sagen wir Uwe Lyko (Knebel) oder Fritz Eckenga, sehen es ähnlich. Aber gut. Was ich sagen will, Köln lohnt sich!
Und zwar geballt und gekonnt vorgestellt von einem Insider: Robert Griess. Ein Kölsche Jung durch und durch, das merkt man an jeder Zeile. Der Mann kennt sich so wunderbar aus, dass man sich, den Klüngel aufsaugend und durchatmend, gerne auf den Weg begibt, durch all die Veedel, die besonderen Ecken, die Hochburgen der Medienfritzen, durch die Kneipen, Bühnen, Vorzeigestadtteile mit all den Anthroposophenmuttis in ihren SUV’s und den dazugehörenden Bioläden. Wenn Robert mal selbst nicht so wunderbar beschreibt, lässt er seine Bühnenfigur erzählen, saftig und kräftig. Mit seinem Ur – Asi Herrn Stapper, auf Hartz 4 und von Anfang an dabei, kann er munter in die Fresse hauen, sich lustig machen über den Ex Bürgermeister Schrammer oder die Bischöfe oder eben über die Karnevalisten und die fünfte Jahreszeit. Bei uns (im Ruhrgebiet) ein Ding der Unmöglichkeit, in Köln normal. Dazu klasse Beispiele, Erklärungen, Zitate – alle im Original und ins Normaldeutsche übersetzt.
Dann finden wir in seinem „Kölner Lexikon“ – welches uns nicht nur die unglaubliche Geschichte der Stadt nahebringt – von den Römern bis heute, in großartiger satirischer Form die Kirche beschrieben („Was ist der kleinste – und was der größte Dom? Der Kölner Dom ist der größte – Kondom der Kleinste!“) und sie uns heute nicht ernst nehmen lässt, sondern erklärt, warum sie einfach in Köln dazugehört. Beispiel gefällig aus dem Kölner Lexikon: Bischof! „Der Begriff Bischoff stammt aus Köln. Bischof stand ursprünglich für bisexuelles Schaf, wobei Schof dann durch die zweite Lautverschiebung zu neuhochdeutsch Schaf wurde. Deshalb heißt der Papst auch Oberhirte und die gläubigen Opfer der Bischöfe Lämmer.“ Noch Fragen? Dann schnell zum Buchhändler des Vertrauens (hat auch ein eigenes Kapitel: Literatur to go – Kölner Buchläden) und das satirische Handgepäck für Köln besorgen – und nie mehr ohne das Büchlein nach Köln fahren!
Robert Griess: Köln – Satirisches Handgepäck.
Müller, September 2016.
176 Seiten, Gebundene Ausgabe, 12,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.