Eine Biografie von und über Rainald Grebe?!? Ich war von der Idee begeistert – und wurde nicht enttäuscht. Sie ist genauso wie der Künstler, „darf man das noch sagen?“, selbst: Bunt, schillernd, ein wenig chaotisch und sprunghaft und dabei immer äußerst geistreich. Manchmal kommt sie recht laut daher, wenn er zum Beispiel von seiner Zeit in Berlin erzählt, dann aber auch wieder in ganz leisen Tönen, wenn er uns an seiner Krankheit und seinem Reha-Aufenthalt teilhaben lässt. Einfach anders als die anderen und darum vielleicht auch so ergreifend.
Selbst mit seinem Nachruf hat er sich bereits beschäftigt: „Und dann gibt es bei Facebook einen Todespost, zwei bis drei Tage geht der Bär ab: Fassungslos! So jung! Ich bin sprachlos! Trauer! Die Tournee wird weitergehn! Es ist gut, Rainald! Dann gibt es eine Todesnachricht auf dem Theaterportal nachtkritik, zwei Kommentare. Unfassbar! Wieder einer gegangen. In unseren Herzen lebst du weiter. Und dann verblasst das Ganze sehr schnell, denn der Outputmeister ist ja tot, der Instagrammer, der Posterboy postet nix mehr.“ (Seite 84)
Seine Biografie gleicht inhaltlich wie auch optisch einer Collage: Schnipsel, Gedankenfetzen, Zeichnungen (von Chrigel Farner) sind zusammengefügt. Wahre Passagen wechseln sich mit frei erfundenen ab („Biografie ein Spiel“, Seite 107), aber ergeben am Ende doch ein bewegtes, aufregendes Leben eines Tausendsassa, „darf man das noch sagen“? Ein Rand? Unnötig! Ein einheitlicher Schriftsatz, eine festgelegte Schriftgröße? Das ist nichts für „Superrainald“.
Altbekanntes mischt sich mit manch neuer Erkenntnis und es macht einfach Spaß, in seine Welt einzutauchen und für eine Weile auch nicht mehr aufzutauchen. Eine absolute Empfehlung für Grebe Fans! Ob sich allerdings Leser, die noch nicht mit seiner Kunst vertraut sind, mit dem Buch anzufreunden vermögen, wage ich zu bezweifeln. „Alles weitere entnehmen Sie bitte dem Internet“.
Rainald Grebe: Rheinland Grapefruit. Mein Leben. Eine Autobiografie.
Verlag Voland & Quist, November 2021.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 28,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Roggow.