Jim Butcher: Wolfsjagd

Eigentlich, so hatte Harry Dresden seines Zeichens Privatdetektiv und Magier aus Chicago gedacht, eigentlich konnte es kaum schlimmer kommen, als bei seinem letzten Auftrag für die Sonderkommission der Polizei.

Doch dann geschehen bei Vollmond bestialischen Morde. Menschen werden förmlich geschlachtet, das Revier der Sonderkommission selbst angegriffen – und Harry als Mitwisser und Tatverdächtiger festgenommen.

Nun, das wäre ja noch zu verkraften, aber dass der lokale Gangsterboss ihn zu kaufen versucht, dass ein Multimilliardär ihn in seinen Dienst nehmen will, eine betörend schöne, nackte Frau ihm nachstellt, und dass er all diese verlockenden Angebote abschlägig bescheiden muss, obwohl er keinen Cent in der Tasche hat, das schlägt dem Fass nun wirklich den Boden aus.

Im Vergleich dazu ist die Existenz von Werwölfen, Lykantropen und Loup-garous selbst, die allesamt zur Jagd auf unseren Magier blasen, eher ein minderes Ärgernis. Als sich dann auch noch das FBI an der Hatz auf Harry beteiligt, wird es wirklich haarig – im wahrsten Sinne des Wortes …

Jim Butchers Romane um den Magier und Detektive Harry Dresden verwöhnen den Leser mit allen Ingredienzien, die für ein faszinierendes Werk vonnöten sind.

Ein eigenwilliger Anti-Held mit magischen Fähigkeiten, der sich als Private-Eye eher mühsam durchs Leben schlägt, das organisierte Verbrechen, das sich wie ein Krake in der Metropole ausgebreitet hat, betörende Frauen im Dunstkreis unseres Helden, die einmal mehr nicht unbedingt dem üblichen Bild entsprechen und finstere Gegner und Geheimnisse, daraus werden sonst Bestseller gemacht.

Das liest sich flüssig und sehr vergnüglich, ein Cliffhanger jagt den nächsten, trotzdem reicht es nicht zum Sprung aufs Treppchen der internationalen Bestsellerlisten. Warum?

Nun, vielleicht, weil Butcher geschickt, aber auch augenzwinkernd mit Versatzstücken gängiger Krimi- und Horrorbücher jongliert, oder weil seine Personen gar zu eckig und kantig sind, eben gerade auf den zweiten Blick nicht dem Erwarteten entsprechen. Dazu befleißigt sich der Autor eines bewusst saloppen Stils, der zwar gut zum Plot passt, so manchen Leser aber zunächst sicherlich abschreckt. Dennoch, oder besser ausgedrückt gerade deswegen bietet das Buch für Anhänger der spannend-phantastischen Literatur vergnügliche Lesestunden ohne allzu großen Tiefgang, dafür mit umso packenderen Geschehnissen.

Ein Hinweis noch – der Roman erschien 2006 erstmals im Knaur Verlag, 2012 wurde der Roman dann bei Feder & Schwert noch einmal veröffentlicht – jetzt also der dritte Versuch, mit den Folgeromanen für die nächsten Monate im Gepäck.

Jim Butcher: Wolfsjagd.
Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Langowski.
Blanvalet, November 2022.
448 Seiten, Taschenbuch, 12,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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