Paris, 1943: Die ehemalige Journalistin Nancy Wake genießt an der Seite von Henri Fiocca das mondäne Leben in Frankreich. Vordergründig ist sie eine wohlhabende junge Frau, im Hintergrund ist sie Teil der Widerstandsbewegung und wird von den Nazis gesucht. Doch niemand von ihnen ahnt, dass die „Weiße Maus“, nach der alle fahnden, eine Frau ist. Doch dann wird Henri festgenommen, da die Nazis ihm finanzielle Unterstützung des Widerstands in Frankreich nachweisen können. Henri ist schlimmster Folter ausgesetzt und Nancy muss in Ungewissheit um sein Leben nach London fliehen.
Nancy Wake ist geborene Australierin, die im Jahr 1912 zur Welt kam und erst im Jahr 2011 verstarb. Sie verhalf zur Zeit des Zweiten Weltkriegs Flüchtlingen über die spanische Grenze und war Teil der Résistance. Hinter Imogen Kealey verbirgt sich das Duo aus dem Drehbuchautor Darby Kealey und der Autorin für historische Romane, Imogen Robertson. Der Roman wird zurzeit mit Oscar-Preisträgerin Anne Hathaway verfilmt. Beschrieben wird die Zeit von Henris Festnahme bis knapp nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Dies geschieht überraschend klischeefrei und lebhaft. Längen sucht man in diesem Roman vergebens. Dabei ist Nancy genau die typische Figur eines historischen Romans: Eine Frau, die nicht ins Bild passt, statt Ballkleidern lieber Tarnmuster trägt und eine Waffe.
„Das war die wilde, prickelnde Gefahr, die sie liebte, ein Gefühl, tausendmal besser als das dumme Frauchen zu spielen und mit unschuldigem Augenaufschlag durch eine Kontrolle zu gelangen.“ (Kapitel 5)
Nancy Wake setzt sich für alle diejenigen Menschen ein, die nicht ins Bild der Nazis passen. Dafür stellt sie all ihre persönlichen Bedürfnisse, auch ihre Liebe zu Henri, zurück. Wenn sie einem Menschen helfen kann, dann tut sie dies auch. Völlig selbstlos und unter vollem Einsatz ihrer Kräfte. Dies müssen auch ihre Mitstreiter, allesamt Männer, bald erkennen. Denn Nancy wird von den Alliierten ausgebildet und schließlich zurück nach Frankreich geschickt. Und das in einer Zeit, als die Nazis bereits wissen, dass Nancy Wake die Weiße Maus ist.
Im Anschluss an den Roman hat das Autorenduo Anmerkungen zum historischen Kontext gestellt, damit man noch besser einordnen kann, welche der Kapitel auf historischen Begebenheiten fußen.
Das Gesamtbild ist rundum gelungen, „Die Spionin“ ein gelungener, lesenswerter Roman – da heißt es nun warten auf einen sicher guten Film!
Imogen Kealey: Die Spionin.
Rütten & Loening, Februar 2020.
457 Seiten, Taschenbuch, 18,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.