London ist ein beliebter Ort für Russische Oligarchen, denen der Boden in Mütterlein Russland ein wenig zu heiß geworden ist. Sei es, dass der Geheimdienst hinter ihnen her ist, die Russen-Mafia oder das Finanzamt, Aufnahme finden sie mit ihren Millionen an Pfund, die auf britischen Konten lagern in der Hauptstadt an der Themse. Eines Tages wird die Tochter eines solchen Exil-Russen entführt. Die Mutter beharrt auch gegenüber der Polizei darauf, dass der Entführer nicht etwa, wie man annehmen könnte, ein geldgieriger Verbrecher gewesen sei, sondern, dass hinter dem Kidnapping ein Leshy, ein übernatürliches Wesen stecken würde.
Glücklich damit, den unbeliebten Fall ans Folly abtreten zu können, landen die Ermittlungen auf dem Schreibtisch von Constabler Peter Grant. Dass dieser eigentlich mit seiner Ausbildung und der Liaison mit der Flussgöttin Beverly mehr als genug um die Ohren hat, und nur zögerlich in die Gänge kommt hat Auswirkungen. Um ihn ein wenig anzuspornen, entführt die Russenmafia kurzerhand seinen Chef Nightingale. Was aber steckt hinter der Entführung, und wer mischt sich hier in die Ermittlungen von Grant ein?
Standen in dem ersten Comic-Ableger der beliebten Kult-Urban Fantasyserie noch die Einführung der Figuren im Zentrum, so können sich die Autoren und der Zeichner dieses Mal fast ganz auf die Geschichte konzentrieren. Wie bekannt, wird nicht einfach die Handlung eines der Romane nacherzählt, sondern Grundlage des Comics bildet ein komplett neuer, extra für die bildliche Umsetzung erdachter Plot. Wie wir dies aus dem gefeierten Romanen kennen, nimmt sich Aaronovitch mit typisch britisch-unterkühltem Humor einmal wieder der Eigenheiten seiner Mitmenschen an. Geschickt greift er vorliegend die reichen Wirtschaftsflüchtlinge auf, die die City von London in den letzten Jahren fast schon sintflutartig überfallen und sich dort eingekauft haben. Ihre Parallelkultur, die sich der Weltoffenheit und der Toleranz, die gerade London auszeichnen, verschließt wird hier ebenso thematisiert, wie die relativ neu aufkommende Ablehnung der Immigranten durch die Londoner.
Nicht zu vergessen, bietet der Band wieder eine packende Story, die auch optisch gut und überdacht umgesetzt wurde. Immer wieder greift der Zeichner hier auf seine Farbpalette zurück, um Handlungen und Verbindungen kenntlich zu machen und Zusammengehöriges durch eine ähnliche Farbgebung zu verbinden.
So bietet auch dieser Band, wie schon der Auftakt tolles Peter Grant Feeling. Leider wird es diese Mal, anders als vom ersten Band keine Variant-Coverausgabe geben.
Ben Aaronovitch: Die Flüsse von London 02: Die Nachthexe.
Panini, Februar 2019.
128 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.