Tessa Ravens ist Psychotherapeutin mit eigener Praxis und engagiert sich beim KIT, dem Kriseninterventionsteam. Als sie zu einem Fall hinzugezogen wird, sieht zunächst alles nach einem tragischen Vermisstenfall aus: Martin König, treusorgender Familienvater und Feuerwehrmann, ist verschwunden. Tessa soll sich um die geschockte Ehefrau und die fünfjährige Tochter kümmern. Der Fall ist jedoch weit komplexer als er anfangs aussah und die Details, die von den Ermittlern zutage gefördert werden, entsetzen Tessa – und lassen sie an einen weit zurückliegenden Fall zurückdenken, bei dem sie nicht helfen konnte. Dass der ermittelnde Kommissar Torben Koster den Fall leitet, trägt auch nicht zu Tessas seelischem Gleichgewicht bei – seit ihrer kurzen Affäre hat sie nichts mehr von ihm gehört. Jetzt müssen sie zusammenarbeiten. Wie soll das funktionieren?
Das Grauen schleicht sich leise heran in diesem spannenden Kriminalroman. Anfangs ein ermisstenfall, legen die Ermittler Schicht für Schicht immer dunklere Geheimnisse frei – in der Familie zunächst, aber auch bei den Kameraden der Feuerwehr, die sich als Mauer des Schweigens präsentieren. Torben und Tessa sind als tragende Figuren und Sympathieträger lebendig gestaltet und nicht mit Privatproblemen überfrachtet, wie es heutzutage in Krimis Mode zu sein scheint. Im Gegenteil, die knisternde Spannung zwischen ihnen nach der kurzen aber heftigen Affäre sorgt für Zündstoff. Geschickt angelegte falsche Fährten halten die Spannung hoch und die Auflösung überrascht.
Die Autorin ist selbst in einem KIT tätig und so verwundert es nicht, dass die Szenen, in denen Tessa ihre Auftritte in dieser Funktion hat, authentisch anmuten, die Dialoge lebensnah. Ein spannender Einblick in diese wichtige Tätigkeit und ein Krimi, den man ungern aus der Hand legt.
Angélique Mundt: Denn es wird kein Morgen geben.
btb Verlag, März 2015.
320 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Susanne Ruitenberg.