Oliver Plaschka: Der Wächter der Winde

Menschen aus unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten kommen in einen Sturm und finden sich danach an einem ganz anderen Ort wieder. Der exzentrische Erfinder Ross erschuf einst jene „Welt unter dem Winde“, um seine Tochter vor der Mutter zu schützen. Doch mittlerweile ist Mira 17 Jahre alt und fühlt sich in dem kleinen von Wind umtosten Stückchen Land eingesperrt. Sie will fliehen und die Welt unter dem Winde hinter sich lassen. Als sie hört, dass mehrere Fremde in ihre Welt gekommen sind, ist sie begeistert. Nur weiß sie nicht, was sie mit der Information anfangen soll, dass sogar ihre eigene Mutter unter den unfreiwilligen Gästen ist.

Oliver Plaschkas Idee zu seinem neusten Roman ist klasse. Er interpretiert Shakespeares Klassiker „Der Sturm“ neu und macht daraus eine ideenreiche Fantasy-Story. Sie ist angereichert mit einer Vielzahl von Figuren und besteht vor allem anfangs aus ebenso vielen Handlungssträngen, die nur sehr dezent miteinander verbunden sind. Viele der Figuren haben Namen und Eigenschaften aus Shakespeares Theaterstück. Caliban, der zur Hälfte von einer Zauberin abstammt, und Ariel gibt es auch in der Welt unter dem Winde und so manche der Nebenfiguren trägt ebenfalls einen Namen aus dem Stück des Großmeisters. Plaschka ist ein spannendes und ideenreiches Werk gelungen, es steht sich aber allzu oft selbst im Weg. Am Anfang ist alles sperrig und unklar, man tappt viel zu lange im Dunkeln, bis sich eine klare Linie abzeichnet. Gut die Hälfte des Romans weiß man einfach gar nicht, wo die Reise hingehen soll. Da verliert der ein oder andere Leser dann schon mal das Interesse.

Es lohnt sich „Der Wächter der Winde“ zu lesen, aber man muss auch Durchhaltevermögen beweisen. Besonders gut gefallen hat mir die Beschreibung der Welt unter dem Winde. Sie steht jenseits des Vorstellungsvermögens und hat so viele verrückte Elemente und doch gelingt es dem Autor gut, ein lebendiges Bild vor dem inneren Auge von Leser oder Leserin entstehen zu lassen. An diesen Umschreibungen hatte ich beim Lesen sehr viel Freude. Plaschka ist zweifellos ein guter Autor und schafft es, mit Worte eine ziemlich verrückte Welt zum Leben zu erwecken.

„Der Wächter der Winde“ ist zweifellos lesenswert, hat aber auch deutliche Schwächen in puncto Handlungsaufbau.

Oliver Plaschka: Der Wächter der Winde.
Klett-Cotta, August 2019.
367 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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3 Kommentare zu “Oliver Plaschka: Der Wächter der Winde

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